Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76(04): 427-441
DOI: 10.1055/s-0036-1580645
A. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Thromboelastometry, Platelet Function And Blood Rheology In Women With A History Of Recurrent Abortions With Or Without Thrombophilia

O Schelkunov
1   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Vinzenz Krankenhaus, Hanau
,
A Demirhan
1   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Vinzenz Krankenhaus, Hanau
,
T Lademann
1   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Vinzenz Krankenhaus, Hanau
,
R Csorba
2   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Aschaffenburg
,
GF von Tempelhoff
1   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Vinzenz Krankenhaus, Hanau
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Publication History

Publication Date:
26 April 2016 (online)

 

Einleitung:

Ein Zusammenhang zwischen Thrombophilien und der Entwicklung von plazentavermittelten Schwangerschaftskomplikationen, wie Spät- oder wiederholten Aborten, Präeklampsie/HELLP-Syndrom, intrauterinem Fruchttod und vorzeitiger Plazentalösung, wurde bereits in mehreren Studien beobachtet. In dieser Arbeit untersuchten wir bei Patientinnen mit zurückliegenden wiederholten Spontanborten mit versus ohne Thrombophilie die Gerinnungseigenschaften mittels Thromboelastometrie (Intem-S, Extem-S, Aptem-S und Fibtem-S), Thrombozytenfunktions-Analyzer (PFA-100) und verglichen die Blutrheologischen Parameter (Plasmaviskosität, Erythrozytenverformbarkeit und Erythrozytenaggregation).

Patienten und Methoden:

Von Januar 2012 bis Juli 2014 wurde bei 80 Patientinnen mit habituellen Spontanaborten (≥2 Aborte, < 12. SSW) oder Spätaborten (> 12. SSW), ohne (n = 30; 37,5%) und mit diagnostizierter Thrombophilie (n = 50; 62,5%) folgende Untersuchungen durchgeführt: Messungen der Plasmaviskosität (KSVP-1, Fresenius), Erythrozytenaggregation (MA1 Aggregometer, Myrenne), Erythrozytenverformbarkeit (Rheodyn SSD Scherstress-Diffraktometer, Myrenne), Thrombozytenfunktion (PFA-100 Platelet Function Analyzer, Siemens) und Thromboelastometrie (ROTEM, TEM). Die Untersuchungen fanden jeweils im Rahmen des Erstlabors zur Abklärung einer Thrombophilie im Abstand von mindestens 12 Wochen zum letzten Abort statt.

Ergebnisse:

Nach extrinsischer, tissue factor-abhängiger Gerinnungsaktivierung (Extem-S) findet sich eine deutlich verkürzte Gerinnungsformierungszeit (Clot Formation Time, CFT) und eine verstärkte Festigkeit des Thrombus (Maximal Clot Firmness, MCF) bei Patientinnen mit Thrombophilien. Die Gerinnungsformierungszeit (CFT) korreliert invers und die Festigkeit des Thrombus (MCF) korreliert positiv mit der Zahl der Thrombophilien. Die Messergebnisse der Kontaktaktivierung der Gerinnung (Intem-S) und der Fibrinogen-abhängigen Aktivierung (Fibtem-S) zeigen keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Bei den Blutrheologischen Parametern findet sich eine gesteigerte Erythrozytenaggregation in Stase und bei niedriger Schergeschwindigkeit bei den Patientinnen mit Thrombophilien.

Schlussfolgerung:

Es wurde eine erhöhte Gerinnungsaktivität im Bereich des extrinsischen Gerinnungssystems bei gleichzeitig gesteigerter Erythrozytenaggregation bei Patientinnen mit wiederholten Fehlgeburten/Spätabort und Thrombophilien beobachtet.