Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A22
DOI: 10.1055/s-0036-1579605

Folatrezeptor-alpha (FOLR1) und seine Rolle beim Endometriumkarzinom

S Notaro 1, I Gaugg 1, M Fleischer 1, H Fiegl 1, AG Zeimet 1, C Marth 1
  • 1Medizinische Universität Innsbruck, Univ. Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Innsbruck, Österreich
  • 2Universität Brescia, Department für Gynäkologie und Geburtshilfe, Brescia, Italien

Fragestellung:

Folatrezeptor-alpha (FOLR1) ist ein Membran-assozierter Rezeptor zur Folataufnahme. Bei verschiedenen neoplastischen Erkrankungen ist dieser Rezeptor überexprimiert und scheint eine Rolle beim Tumor-bezogenen Folat-Transport zu spielen. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, beim Endometriumkarzinom die FOLR1 mRNA-Expression und seine Promoter-spezifische DNA-Methylierung zu untersuchen.

Material und Methoden:

Mittels quantitativer Real-time PCR wurde die FOLR1 mRNA-Expression in 90 Endometriumkarzinomgeweben bzw. 26 gesunden Endometriumgeweben untersucht. DNA-Methylierungsanalysen wurden mit MethyLight-PCR durchgeführt.

Ergebnisse:

Die FOLR1 mRNA-Expression in Endometriumkarzinomgeweben war im Vergleich zu gesunden Geweben signifikant erhöht, hinsichtlich der FOLR1 DNA-Methylierung gab es aber keine Unterschiede. Auch wurde kein Zusammenhang zwischen FOLR1 DNA-Methylierung und mRNA-Expression festgestellt. Bei frühen Endometriumkarzinomstadien (FIGO I/II) wurden höhere FOLR1 mRNA-Expressionslevels detektiert im Vergleich zu fortgeschrittenen Stadien (p = 0,018). Univariate Überlebensanalysen zeigten, dass eine verringerte FOLR1 mRNA-Expression (<Median) bei frühen Stadien mit einem guten progressionsfreien (PFS; p = 0,011) und Gesamt-Überleben (OS; p = 0,016) assoziiert war. Dies konnte auch in der multivariaten Analyse bestätigt werden (PFS: HR = 12,496 [95% CI: 1,471 – 106,121]; p = 0,021; und OS: HR 2,110 [95% CI: 1,046 – 4,257]; p = 0,037). Beim fortgeschrittenen Endometriumkarzinom zeigte sich allerdings keine prognostische Relevanz der FOLR1 mRNA-Expression. Patientinnen, welche Tumore mit erhöhter FOLR1 DNA-Methylierung hatten (> 35% Perzentile), zeigten ein gutes PFS (HR = 0,343 [95% CI: 0,128 – 0,917] p = 0,033).

Diskussion:

In der Subgruppe der Patientinnen mit frühen Endometriumkarzinom-Stadien zeigte sich, dass eine verringerte FOLR1 mRNA-Expression ein unabhängiger, prognostischer Marker für ein gutes PFS und OS ist. Obwohl die FOLR1 DNA-Methylierung zwar offensichtlich keinen Einfluss auf die FOLR1 mRNA-Expression beim Endometriumkarzinom zu haben scheint, hatten Patientinnen mit erhöhter FOLR1 DNA-Methylierung ein besseres PFS, was interessanterweise mit den inversen Expressionsdaten hinsichtlich des Überlebens gut zusammenpasst.