Gesundheitswesen 2016; 78 - P71
DOI: 10.1055/s-0036-1578967

Versorgungsangebote des Gesundheitsamtes Düsseldorf für obdachlose Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen

A Melville-Drewes 1, K Göbels 2
  • 1Gesundheitsamt Düsseldorf, Sozialpsychiatrischer Dienst/Abteilungsleitung, Düsseldorf
  • 2Landeshauptstadt Düsseldorf, Gesundheitsamt, Amtsleitung, Düsseldorf

Nach einer Untersuchung der Technischen Universität München leiden mehr als zwei Drittel aller wohnungsloser Menschen unter psychischen Erkrankungen: Bei rund 14 Prozent wurden Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis diagnostiziert. Dabei handelt es sich um einen Personenkreis, der aufgrund der Symptomatik, des Krankheitsverlaufes und mangelnder Inanspruchnahme des Hilfesystems besonders auf niedrigschwellige, aufsuchende und begleitende Hilfsangebote angewiesen ist. Das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf hat in Zusammenarbeit mit den Trägern der Obdachlosenhilfe und dem Amt für Soziale Sicherung und Integration zwei spezielle Versorgungsangebote für wohnungslose psychisch kranke Menschen entwickelt. Der „Sektor Plus“ ist eine Kooperation zwischen den Trägern der Obdachlosenhilfe und dem Sozialpsychiatrischen Dienst, mit dem Ziel, wohnungslose Menschen mit psychischen Störungen frühzeitig in das psychiatrische Hilfesystem zu integrieren. Der Sozialpsychiatrische Dienst berät dazu die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzelnen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, wie Notschlafstellen und Tagesaufenthalte, im Umgang mit psychisch kranken Menschen, aber auch die Betroffenen selbst. Durch den Aufbau von verlässlichen Netzwerkstrukturen und die dadurch erreichte Betreuungskontinuität können vorsorgende und nachsorgende Betreuungsangebote für diesen Personenkreis eingeleitet und gegebenenfalls eine Überleitung ins „Obdach Plus“ erreicht werden.

Das „Obdach Plus“ ist ein Kooperationsprojekt des Amtes für Soziale Sicherung und Integration und des Gesundheitsamtes. Ziel des „Obdach Plus“ ist es, dem Personenkreis der langjährig obdachlosen und psychisch erkrankten Menschen niedrigschwellig geschützte Einzelwohnungen anzubieten. Hier besteht die Möglichkeit, über einen Zeitraum von drei Jahren zu wohnen und Hilfen zu erhalten. Durch die Verzahnung der jeweiligen Fachkompetenzen und Hilfsangebote der beiden beteiligten Fachämter soll eine Verstetigung des Aufenthaltes der einzelnen Menschen, eine Reduzierung des Krisen- und Konfliktpotentials sowie eine Heranführung an die vorhandenen medizinischen und psychiatrischen Hilfesysteme erreicht werden.