Gesundheitswesen 2016; 78 - V75
DOI: 10.1055/s-0036-1578890

„Gesunde Gemeinden – Gesunde Städte im Landkreis Reutlingen“ – Zertifizierungsverfahren durch die Kommunale Gesundheitskonferenz

G Roller 1, A Manns 2, G Bohnenberger 2, S Voigt-Grau 2, U Stecher 2, M Firsching 2
  • 1Landratsamt/Kreisgesundheitsamt, Leiter, Reutlingen
  • 2Landratsamt/Kreisgesundheitsamt, Reutlingen

Gesundheit als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge wird zunehmend als zentrales Feld der Kommunalpolitik erkannt. Dabei ist die strukturelle Verankerung von Gesundheitsförderung in den Kommunen von zentraler Bedeutung. Eine „Gesunde Gemeinde“ weist der Gesundheit einen hohen Stellenwert in ihrem Gemeinwesen zu. Im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenz im Landkreis Reutlingen wurde ein Zertifizierungsverfahren initiiert. Die Bewerbung um das Zertifikat „Gesunde Gemeinde – Gesunde Stadt im Landkreis Reutlingen“ setzt einen Gemeinderatsbeschluss voraus. Damit verpflichtet sich die Gemeinde, zukünftig eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik zu entwickeln. Zu den weiteren Voraussetzungen zählen sowohl die Etablierung eines Arbeitskreises, der sich mit Gesundheitsthemen befasst als auch die Erstellung eines Gemeindeprofils mit Analyse aller gesundheitsförderlichen strukturellen Ressourcen und Angeboten in den Gemeinden und die Netzwerkarbeit. Ebenfalls muss die zukunftsorientierte Ausrichtung der Gemeinde auf gesundheitsfördernde Ziele beschrieben werden. Die Zertifizierung erfolgt anhand eines Punktesystems. Die Punkte werden nach einem Schema vergeben. 50 Prozent der Punkte gibt es für den Gemeinderatsbeschluss, die Etablierung eines Arbeitskreises und die Erstellung eines Gemeindeprofils für alle Lebenswelten in der Gemeinde. 40 Prozent der Punkte werden für bestehende und angestrebte gesundheitsfördernde Angebote und Strukturen vergeben. 10 Prozent der Punkte sind für das Zukunftspotential vorgesehen. Unterschiede in der Einwohnerzahl der einzelnen Gemeinden und Städte werden durch einen Korrekturfaktor berücksichtigt. Somit ergeben sich für jede Gemeinde individuell benötigte Mindestpunkte. 2014 startete das Projekt in drei Modellgemeinden des Landkreises Reutlingen. Das Zertifikat wurde im Jahr 2015 den Gemeinden Eningen, Hülben und Hohenstein verliehen. Es ist auf drei Jahre befristet, kann sich durch Re-Zertifizierung jedoch verlängern. Aufgrund der positiven Erfahrungen haben sich mit Dettingen, Wannweil und Walddorfhäslach drei weitere Gemeinden im Landkreis auf den Weg gemacht. Ziel ist es, in den kommenden Jahren möglichst viele Städte und Gemeinden im Landkreis Reutlingen für die Idee der „Gesunden Gemeinde – Gesunden Städte“ zu gewinnen.