Gesundheitswesen 2016; 78 - V73
DOI: 10.1055/s-0036-1578888

Nutzen regionaler Bedarfsanalysen und universitärer Anbindung für die Etablierung von regionalen, vernetzten und bürgerorientierten Gesundheitszentren

H Sturm 1, G Roller 2, M Firsching 3, D Moßhammer 4, S Joos 5
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen
  • 2Landratsamt Reutlingen, Leiter, Reutlingen
  • 3Landratsamt Reutlingen, Kreisgesundheitsamt, Reutlingen
  • 4Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen
  • 5Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Direktorin, Tübingen

Angesichts der drohenden Unterversorgung im Landkreis Reutlingen wurde 2010 im Rahmen der Gesundheitskonferenz eine Arbeitsgruppe mit regionalen Ärztevertretern, Kliniken und Universitätsklinikum Tübingen, mit Sozialversicherungsträgern, Gemeinden und Bürgerinitiativen etabliert, um die hausärztliche Versorgung in der Region zu analysieren. Dabei wurden Regionen mit drohender Unterversorgung definiert. In der Folge sollte in Hohenstein und angrenzenden Gemeinden ein innovatives Gesundheitszentrum (GZH) zur Sicherstellung einer wohnortnahen medizinischen Versorgung aufbaut werden, das sich am Primary Health Care Konzept und Gesundheitsförderungskonzept der WHO orientiert. Zentrales Kennzeichen dieses Zentrums ist ein interprofessioneller, patientenorientierter Ansatz unter Einbezug innovativer Elemente wie. z.B. telemedizinischer Versorgung. Der Einbezug von Bürgern, der Gemeinde und den existierenden Versorgungsangeboten aller Sektoren sowie von bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Initiativen vor Ort ist ein wesentliches Merkmal bei der Planung. Dies wird erleichtert durch die Zertifizierung der Gemeinde Hohenstein als „Gesunde Gemeinde“ mit dem Ziel, Gesundheit zu einem zentralen Thema im sozialen und politischen Umfeld der Gemeinde zu machen. In diese Planungen wurde frühzeitig das universitäre Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung einbezogen, was gemeinsam die Versorgungskonzepte bedarfsorientiert entwickelt, pilotiert und kontinuierlich evaluiert.

Die direkte Anbindung einer akademischen Lehrpraxis in das GZH sichert zudem den Kontakt zum ärztlichen Nachwuchs. Vor allem können dadurch die innovativen Konzepte der patientenzentrierten umfassenden Versorgung inklusive Prävention und Gesundheitsförderung wissenschaftlich fundiert etabliert und evaluiert werden. Fazit: Gesundheitskonferenzen können durch die Einbindung aller relevanter Player und durch Analysen den Aufbau nachhaltiger innovativer Versorgungsstrukturen beitragen, die für die zukünftige Sicherstellung der medizinischen Versorgung unabdingbar sind. Die Kooperation mit dem Universitätsklinikum unterstützt dabei durch konzeptionelle und analytische Expertise.