Pneumologie 2016; 70 - P534
DOI: 10.1055/s-0036-1572291

Stadien- und therapieabhängige Prävalenz der tumorassoziierten Mangelernährung beim Bronchialkarzinom

P Hoffknecht 1, S Freermann 2, S Weltermann 3, H Pogede 4, R Keller 4, S Fischer 5, N Dickgreber 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Mathias-Spital Rheine
  • 2Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren
  • 3Fachhochschule Rheine
  • 4Klinik für Gastroenterologie, Mathias-Spital Rheine
  • 5Klinik für Thoraxchir. u. Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren

Hintergrund: Der negative Einfluss einer Mangelernährung auf die Lebensqualität und Therapiedurchführbarkeit bei soliden Tumoren ist gut belegt, eine negative Prädiktivität hinsichtlich des Überlebens naheliegend. Beim Bronchialkarzinom (BC) wurden in verschiedenen, zumeist anhand des BMI und retrospektiv durchgeführten Studien eine erhöhte Therapietoxizität und -mortalität beschrieben. Ernährungsinterventionelle prospektive Untersuchungen hinsichtlich Lebensqualität und Prognosebeeinflussung liegen nicht vor.

Methode: Bei Patienten mit einem BC wurde im Rahmen der präoperativen Diagnostik vor thoraxchirurgischem Eingriff routinemäßig das Risiko für das Vorliegen einer Mangelernährung mittels des Nutritional risk screenings (NRS) untersucht und retrospektiv analysiert.

Ergebnisse: Bei 42% der 185 untersuchten Patienten lag ein pathologisches Screeningergebnis (NRS ≥3) vor, die Prävalenz war im UICC St. I/II mit 27% (17/63) geringer als in den St. III (59%) und IV (41%) (p < 0,02). 74% der 54 Patienten im St. III (40/54), davon 8 mit kleinzelligem BC, hatten neben der Operation eine Chemo- oder Radiotherapie erhalten, bei 44% war eine neoadjuvante simultane Radio-/Chemotherapie vor Durchführung des NRS erfolgt. Bei den präoperativ chemotherapierten Patienten lag die Prävalenz eines pathologischen NRS bei 71% gegenüber 50% der therapienaiven Patienten im St. III.

Schlussfolgerung: Neben dem Tumorstadium nimmt die durchgeführte Therapie, insbesondere eine Chemo- oder Radio-/Chemotherapie relevanten Einfluss auf den Ernährungsstatus beim BC. Aufgrund der insbesondere im lokal fortgeschrittenen Stadium komplexen Therapiemodalitäten ist eine günstige Beeinflussung der Katabolie im Rahmen der Therapie ein Ansatzpunkt in der Therapieoptimierung. Eine prospektive Untersuchung der Beeinflussbarkeit der Lebensqualität, der Therapietoxizität und -durchführbarkeit durch eine frühzeitige ernährungsmedizinische Beratung und -intervention ist an unserem Zentrum in Vorbereitung.