Pneumologie 2016; 70 - P555
DOI: 10.1055/s-0036-1572287

Prognostischer Einfluss von Zweitmalignomen auf NSCLC Tumoren

AB Schulze 1, LH Schmidt 1, A Kümmel 2, L Baie 1, C Albers 1, A Faldum 3, D Görlich 3, R Wiewrodt 1
  • 1Medizinische Klinik A, Schwerpunkt Pneumologie, Universitätsklinikum Münster
  • 2III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Mainz
  • 3Institut für Biometrie und Klinische Forschung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Einleitung: In den letzten Jahren konnten bei Diagnose und Therapie des Lungenkarzinoms große Verbesserungen erzielt werden. Deshalb ist mehr denn je mit einer Zunahme von Lungenkarzinompatienten mit Zweitmalignomen zu rechnen.

Methoden: Im Rahmen einer Analyse einer bizentrischen Datenbank wurden klinisch-pathologische Charakteristika sowie potentielle prognostische Einflüsse von NSCLC-Patienten mit und ohne Zweitmalignom studiert.

Ergebnisse: Von n = 1012 NSCLC-Fällen (medianes Alter 63,3J.; 27,2% Frauen; 90,4% Raucher; 49,9% Adeno-Ca; 49,2% Stadium IV) ergab sich bei n = 188 (18,6%) das Auftreten mindestens eines weiteren Malignoms (bei 15/188 (8,0%) ≥2 weitere Malignome).

Innerhalb dieser Gruppe wurde bei n = 128 (69,2%) das Zweitmalignom > 6 Monate vor NSCLC-Diagnose (prä-metachrones Auftreten), bei n = 39 (21,1%) das Zweitmalignom ± 6 Monate um NSCLC-Diagnose (synchrones Auftreten) sowie bei n = 18 (9,7%) ein Auftreten > 6 Monate nach NSCLC-Diagnose (post-metachrones Auftreten) ermittelt. Überwiegend fanden sich additive Tumoren des Genitourinaltrakts (32,4%) und der Kopf-/Halsregion (28,7%). Neben NSCLC-Stadium, Alter, ECOG, BMI und Histologie wurde in der multivariaten Cox-Regression ein verbessertes Überleben von Patienten mit synchronen (HR 0,61; 95% KI 0,42 – 0,89; p = 0,01) sowie post-metachronen Zweittumoren (HR 0,39; 95% KI: 0,22 – 0,69; p < 0,001) ermittelt. Die vorliegenden Ergebnisse wurden hochsignifikant an einer SEER-Kohorte mit n = 443.987 (davon 22,7% multiple Tumoren) bestätigt und differenzierter betrachtet.

Zusammenfassung: Bei etwa jedem 5. Patient mit NSCLC liegt ein Zweitmalignom vor. Davon finden sich bei einem Drittel (bizentrische Datenbank) bis der Hälfte (SEER) der Patienten die prognostisch günstigen Auftretenskombination synchroner und post-metachroner Malignome. Genetische und immunologische Hintergründe könnten für den Effekt ursächlich sein.