Pneumologie 2016; 70 - P495
DOI: 10.1055/s-0036-1572109

Nachweis von Mycobacterium chimaera in Temperaturregulierungsgeräten der extrakorporalen Membranoxygenation (ECMO)

F Trudzinski 1, S Becker 2, M Flaig 1, F Langer 3, R Bals 1, H Wilkens 1, M Herrmann 4, PM Lepper 1
  • 1Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
  • 2Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
  • 3Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes
  • 4Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätskliniken des Saarlandes

Hintergrund: Epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Temperaturregulierungsgeräte (Heater-Cooler-Units, HCU) in der Kardiochirurgie mit Mycobacterium chimaera, einem atypischen Mykobakterium aus dem Mycobacterium avium-intracellulare complex (MAC), kontaminiert sein können. Durch einen vermutlich aerosolgebundenen Übertragungsweg kann M. chimaera intraoperativ übertragen werden und neben Endokarditiden disseminierte Infektionen mit ungünstiger Prognose verursachen. Wir begannen daher, HCU und Wärmegeräte, die im Rahmen der ECMO eingesetzt werden, systematisch hinsichtlich einer Kontamination mit M. chimaera zu untersuchen.

Material und Methoden: Wir verwenden zwei verschiedene HCU (Deltastream HC, Medos) bzw. Heizsysteme (Wärmeeinheit HU 35, Maquet) zur Temperaturregulation des extrakorporalen Kreislaufes. Verwendung und Wartung (inkl. Desinfektion und Aufbereitung) erfolgen nach Angaben der Hersteller. Wasserproben beider Systeme wurden mikrobiologisch auf das Vorhandensein von Mykobakterien untersucht (MGIT-Flüssigkultur, Middlebrook 7H11-Agar).

Ergebnisse: M. chimaera konnte bisher aus Wasserproben von zwei Geräten isoliert werden. Im Falle einer HCU wurden bereits in der Mikroskopie der Wasserprobe (Auramin-Färbung) Mykobakterien nachgewiesen. Kulturell ließen sich in den Proben aus beiden untersuchten HCU atypische Mykobakterien des MAC anzüchten, welche mittels molekularbiologischer Methoden als M. chimaera identifiziert wurden.

Diskussion: Wir konnten in zwei unterschiedlichen, zur ECMO eingesetzten HCU eine Besiedlung mit M. chimaera nachweisen. Die klinische Relevanz dieser Befunde ist aktuell unklar. Vor dem Hintergrund der publizierten ungünstigen klinischen Verläufe bei kardiochirurgischen Patienten und der unzureichenden Kenntnis über die Bedeutung einer M. chimaera-Besiedlung in zur ECMO eingesetzten HCU ist aus unserer Sicht eine systematische Untersuchung verwendeter HCU und ggf. Dekontamination zur Infektionsprophylaxe empfehlenswert.