Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0036-1571364
Einstellungen zu Kaiserschnitt und Periduralanästhesie. Eine qualitative Befragung schwangerer Frauen mit und ohne Migrationshintergrund Türkei
Einleitung: Ausgangspunkt der Studie waren die deutlich niedrigeren Kaiserschnitt- und Periduralanästhesie (PDA)-Raten bei Schwangeren mit Migrationshintergrund (MH) Türkei im Vergleich zu Schwangeren ohne MH in der DFG-geförderten Studie „Perinatale Gesundheit & Migration in Berlin“. Es sollte geklärt werden, ob und wie sich die Einstellungen der Schwangeren bezüglich Kaiserschnitt und PDA unterscheiden.
Methoden: Dazu wurde eine qualitative Studie mit leitfadengestützten Interviews an einem Berliner Krankenhaus konzipiert. Es wurden durchschnittlich 17-minütige Interviews mit 19 türkeistämmigen und 11 deutschen Schwangeren geführt, die einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen wurden.
Ergebnisse: Alle Schwangeren bevorzugten eine vaginale Entbindung. Schwangere mit MH Türkei verbinden damit eine wichtige persönliche Erfahrung und einen reinigenden Vorgang. Während Schwangere ohne MH den Kaiserschnitt vor allem wegen operationsassoziierter Risiken ablehnen, fallen für Schwangere mit MH Türkei Nachteile für das Kind stärker ins Gewicht. Sie bewerten einen Kaiserschnitt als den „leichteren Weg“. Dem Schmerz einer vaginalen Entbindung messen Schwangere mit MH Türkei häufiger eine sinnvolle Bedeutung zu. Eine PDA wird von ihnen häufiger von vorn herein aus Angst vor Komplikationen und aufgrund der Ansicht, dass eine vaginale Entbindung mit PDA nicht mehr natürlich sei, abgelehnt. Informationen zur PDA werden häufiger aus dem sozialen Umfeld bezogen.
Schlussfolgerungen: Die beobachteten Unterschiede in den Kaiserschnitt- und PDA-Raten entsprechen den Einstellungen der Schwangeren. Diese beruhen bei den Schwangeren mit MH Türkei gegenüber der PDA zum Teil auf Fehlinformationen. Um den Schwangeren eine informierte Entscheidung zu ermöglichen, könnte die PDA während der Geburtsvorbereitung stärker thematisiert werden.