Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P12_10
DOI: 10.1055/s-0035-1566720

Sectio cesarea unter dualer Plättchenhemmung nach akutem Myokardinfarkt und Stenting im 2. Trimenon

I Vitezica 1, C von Heymann 2, L Kaufner 3, C Koch 1, F Blaschke 4, T Dörner 5, M Berns 6, W Henrich 1, C Bamberg 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Geburtshilfe, Berlin, Germany
  • 2Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Anästhesiologie, Berlin, Germany
  • 3Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Anästhesiologie, Berlin, Germany
  • 4Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Kardiologie, Berlin, Germany
  • 5Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Klinische Hämostaseologie, Berlin, Germany
  • 6Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Neonatologie, Berlin, Germany

Kardio-vaskuläre Erkrankungen sind die Hauptursache der mütterlichen Mortalität in der Schwangerschaf in westlichen Ländern. Obwohl ein akuter Myokardinfarkt unter Frauen im reproduktiven Alter eher ein seltenes Ereignis ist – 1 – 7: 100000 in der Literatur – erwarten wir eine stetige Zunahme dieses Krankheitsbildes aufgrund des aktuellen Trends eines steigenden maternalen Alters. Ein interdisziplinäres Management sollte durch Geburtshelfer, Kardiologen, Anästhesisten, Hämostasiologen und Neonatologen erfolgen, um das optimale Management für diese Risikoschwangerschaften zu sichern.

Fallbericht: Wir berichten den Fall einer 31-jährigen GI PI mit einem akuten Myokardinfarkt mit ST-Hebung (STEMI) in der 16. SSW. Die Angiografie zeigte eine schwere 3-Gefäßerkrankung. Drei medikamentenfreisetzende Stents wurden implantiert. Die Patientin erhielt eine duale Plättchenhemmung mit Clopidogrel und Aspirin bishin zur elektiven Sectio in 37 + 1 SSW, die als optimaler Geburtsmodus durch ein multidisziplinäres Team indiziert wurde. Diese erfolgte in Intubationsnarkose, um das Risiko eines epiduralen Hämatoms unter dualer Plättchenhemmung zu umgehen. Ein Multiplate®-Test 10 tage zuvor ergab ein geringes Ansprechen der Patientin auf Clopidogrel (49 U, Norm: 57 – 113) und ein volles Ansprechen auf Aspirin. Clopidogrel wurde aufgrund dessen erst 24h präoperativ abgesetzt, ohne Bridging mit Tirofiban wie zuvor geplant, da das Risiko einer Stentthrombose bei Low-Respondern als gering eingestuft wurde. Der perioperative Verlauf war unauffällig, der Hb-Wert 10,2 g/dl. Prasugrel wurde 8h nach Sectio begonnen.

Conclusio: Die Erfahrung im Management des akuten Myokardinfarkts in der Schwangerschaft und optimalen Geburtsmodus basiert auf wenigen Fallberichten aus der Literatur. Es gibt keine evidenz-basierte optimale Therapie und Medikation dieses Krankheitsbildes. Die Betreung der schwangeren Patientin sowie die Entbindung sollten durch ein multidisziplinäres Team in einem Zentrum Level 1 erfolgen.