Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P09_14
DOI: 10.1055/s-0035-1566684

Management hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen in Deutschland: Ergebnisse einer Umfrage an deutschen Geburtskliniken

I El-Shazly 1, J Wacker 2 D Schlembach 1, AG Schwangerschaftshochdruck/Gestose e.V.
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Fürst Stirum Klinik Bruchsal, Frauenklinik, Bruchsal, Germany

Fragestellung: Evaluierung des aktuellen Managements hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen in Deutschland.

Methodik: Umfrage der AG Schwangerschaftshochdruck/Gestose e.V. mittels (webbasiertem) Fragebogen an 753 deutschen Entbindungskliniken.

Ergebnisse: Die Gesamtrücklaufquote betrug 43,96% (< 500 Geburten (A) 14,6%, 500 – 1000 Geburten (B) 34,44%, > 1000 Geburten (C) 51,06%). Nahezu alle Kliniken richten das Management nach der AWMF-Leitlinie aus. Hinsichtlich der angiogenen Marker bestehen Unterschiede: Während Kliniken der Kat. C diese Marker zu 99,4% kennen und in 48,45% nutzen, ist dies bei Kliniken der Kat. B und A nur in 88,79% (20,95%) bzw. 78,26% (23,91%) der Fall. Screening mittels Anamnese, BD-Messung und Uterina-Doppler wird von allen Kliniken nahezu zu 100% empfohlen, das Screening mit biochemischen Markern dagegen nur zu 57,89% (A), 44,68% (B) bzw. 62,82% (C). ASS-Prophylaxe wird in 70,45% (A), 83,5% (B) bzw. 89,44% (C) durchgeführt, einige Kliniken geben an, ASS auch therapeutisch bei PE zu nutzen. Die Therapie der PE erfolgt meist leitlinienkonform, bei der antihypertensiven Therapie zeigen sich jedoch Unterschiede im Einsatz von Ca-Antagonisten (kleinerer Abt. weniger). Diazepam wird – trotz der Empfehlung von MgSo4 als first-line-Therapie/Prophylaxe einer Eklampsie – in > 75% aller Kliniken eingesetzt, daneben wird Diazepam auch als Therapie bei (schwerer) Präeklampsie verordnet. Die prophylaktische und therapeutische Gabe von Corticosteroiden beim HELLP-Syndrom ist in allen Kliniken weit verbreitet, z.T. werden Steroide auch zur Prophylaxe/Therapie einer Präeklampsie eingesetzt.

Schlussfolgerung: Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen werden in Deutschland weitgehend leitlinienkonform behandelt. Es zeigen sich jedoch Unterschiede hinsichtlich neuer Ansätze wie angiogener Faktoren – abh. von der Kliniksgröße und evtl. auch durch die Fragestellung bedingt. Dies sollte bei Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen berücksichtigt werden.