Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P06_14
DOI: 10.1055/s-0035-1566644

Wichtige Differenzialdiagnosen der peripartalen Cephalgie

A Kubiak 1, H Bralo 1, B Bauer 1, N Döhring 1, Z Maden 1, A Reitter 1
  • 1Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt, Germany

Ziel: Peripartale Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom bei Frauen, sie betreffen 30% bis 40% aller Frauen. Neben dem idiopathischen, dem im Rahmen einer Präeklampsie auftretenden und dem postpunktionellen Kopfschmerz bei Z.n. Periduralanästhesie (PDA) gibt es auch seltenere Ursachen.

Fallvorstellung:

Fall 1: 28-jährige IG IP nach unkomplizierter vaginaler Geburt nach PDA Anlage entwickelte Im Verlauf lageabhängige Kopfschmerzen. Bei V.a. einen postpunktionellen Kopfschmerz erfolgte die analgetische Behandlung (D-Dimere 0,6ug/ml). Bei zunehmenden lageunabhängigen Schmerzen erfolgte eine Bildgebung mittels cMRT. Diagnose: Sinusvenenthrombose im Sinus rectus und transversus, zusätzlich der Verdacht auf Liquorunterdruck nach PDA.

Fall 2: 33-jährige IIG IIP nach spontaner Geburt mit postpartalen Wortfindungsstörungen und Cephalgien. Nach neurologischer Vorstellung erfolgte eine Bildgebung mittels cMRT. Zunächst bestand der V.a. eine parenchymatöse Einblutung, die dann aber ausgeschlossen werden konnte. Diagnose: eine atypische Migräne.

Schlussfolgerung:

  • Cephalgien sind ein ernst zu nehmendes Symptom im Wochenbett. Neben den häufigen Differentialdiagnosen des idiopathischen Kopfschmerzes, der postpunktionellen Cephalgie, oder aber der Präeklampsie gibt es weitere seltenere Differentialdiagnosen aus dem neurologischen Formenkreises wie die Sinusvenenthrombose oder eine Migräne.

  • Sinususvenenthrombosen stehen im möglichen kausalen Zusammenhang mit einem Liquorunterdruck, eine häufige Komplikation der PDA. Der Verlust von Liquor führt kompensatorisch zu einer Dilatation der intrakraniellen Venen (Monro-Kellie-Doktrin). Dies führt zur venösen Stase und Thrombose. Daher ist wichtig, nach der Diagnose einer postpunktionellen Cephalgie, den Kopfschmerzcharakter weiter streng zu beobachten.

  • Da sowohl das Wochenbett als auch eine Migräne mit Aura das Risiko für intracerebrale Ischämien erhöht, ist bei Kombination eine prophylaktische Antikoagulation zu diskutieren