Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P06_8
DOI: 10.1055/s-0035-1566631

Tageszeit abhängige Variation der fetalen Kurzzeitvariation und der Einfluss von Intervall-Messungen auf die Messgenauigkeit

G Seliger 1, D Petroff 2, S Seeger 3, U Schneider 4
  • 1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle (Saale), Germany
  • 2Universität Leipzig, Zentrum für Klinische Studien, Leipzig, Germany
  • 3Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Halle (Saale), Germany
  • 4Universität Jena, Medizinische Fakultät, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Jena, Germany

Fragestellung: 1991 führten Dawes und Redman (DR) das computerisierte sog. OXFORD-Kardiotokogramm ein. Die Kurzzeitvariation (KZV) ist der Schlüsselparameter dieser Methode und korreliert invers mit Markern für perinatales Outcome. Die pathologisch (path.) veränderte KZV dient seither u.a. als Entbindungskriterium für Feten mit schwerer Wachstumsrestriktion = IUGR-Fetus (KZV< 3,5 ms bei GA< 29. SSW [Truffle-Study]).

Studien zu Veränderungen der KZV – gemessen in unterschiedlichen Stadien der SS bzw. im Zusammenhang mit fetalen/maternalen Pathologien liegen vor. Es fehlen Studien, welche die Tageszeit abhängigen Veränderungen der KZV untersuchen. Unklar ist zudem, wie valide Einzelmessungen der KZV sind?

Methodik: In einer prospektiv angelegten Beobachtungsstudie wurden stündlich KZV-Messungen mittels AN24 fetalem EKG Monitor (Monica Healthcare) über eine Dauer von mind. 10h durchgeführt. Variable Anfangszeiten der KZV-Aufzeichnungen sichern die Erstellung einer 24h-KZV-Datenbasis und somit die Tageszeit abhängige Betrachtung der KZV.

Ergebnis: 70 Feten (35 ± 4,7 SSW (MW ± SD)) wurden durchschnittlich 11,4h (SD ± 4,6h) untersucht. Wir ermittelten anhand einer Modellrechnung (basierend auf der Annahme: KZV gesunder Feten 9,6 ± 2,6 ms und KZV kranker Feten (Prävalenz 1%) 2 ± 0,25 ms), dass sich der positiv-prädiktive Wert einer Einzel-KZV-Messung mit path. Wert (KZV< 4 ms) von 39% auf 98% steigern lässt, wenn eine 2. KZV-Messung innerhalb von 24h den path. Wert bestätigt. Zudem beobachteten wir 72% (statt erwartet 56%) der KZV-Maximalwerte zw. 4:00 – 20:00 Uhr (p = 0,039), was auf Tageszeit abhängige Veränderungen der KZV hinweist.

Schlussfolgerung: Unsere Modellrechnung legt nahe, dass im Risiko-Kollektiv eine KZV-Kontroll-Messung im Intervall (< 24h) nach Detektion eines path. KZV-Wertes durchgeführt werden sollte. So kann u.U. vermieden werden, dass ein übereilter Entschluss zur vorzeitigen Entbindung fällt und der IUGR-Fetus wertvolle intrauterine Reifetage verliert.