Fragestellung: Rheumatoide Arthritis, Psoriasisarthritis oder Morbus Bechterew beginnen bei Frauen häufig im reproduktiven Alter. Nachdem mit den TNF-Blockern wie z.B. Etanercept eine neue Substanzklasse zur Behandlung dieser Erkrankungen zur Verfügung steht, stellt sich die Frage einer ausreichenden Sicherheit dieser Medikation bei Kinderwunsch. Aufgrund von 22 Meldungen über Fehlbildungen – darunter fünf Herzfehler und drei Nierenanomalien – unter Therapie mit Etanercept an die Food and Drug Administration in den USA wurde 2009 zur Zurückhaltung beim Einsatz des Wirkstoffes in der Schwangerschaft geraten.
Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2004 und 2014 33 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Etanercept in der Schwangerschaft dokumentiert, die unter wöchentlichen Dosen zwischen 25 und 100 mg eingetreten waren. Nach Feststellung der ungeplanten Schwangerschaften wurde unser Zentrum von den betreuenden Fachärzten im Hinblick auf teratogene Risiken kontaktiert.
Ergebnis: Aufgrund der Warnhinweise wurde die Behandlung mit Etanercept in 14 Fällen bereits im ersten Trimenon beendet. In drei Fällen setzte man die Therapie bis ins II. Trimenon, in sechs Fällen sogar bis zur Geburt fort. Sechs Patientinnen entschieden sich für einen Schwangerschaftsabbruch, in vier Fällen trat ein Spontanabort im ersten Trimenon ein. Fehlbildungen wurden bei den 23 ausgetragenen Schwangerschaften nicht registriert. Die Geburten erfolgten zwischen SSW 34/1 und SSW 41/2 (Median SSW 38/6) bei einem Geburtsgewicht zwischen 2.110 g und 3.810 g (Median 3.120 g).
Schlussfolgerung: Unsere prospektive Followup-Studie ergab keinen Anhalt für ein teratogenes Potential von Etanercept. Eine Erweiterung des Kollektivs ist zur Klärung des reproduktionstoxikologischen Risikos anzustreben.