Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P05_4
DOI: 10.1055/s-0035-1566619

Polychemotherapie eines follikulären Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) der rechten Brust in der Schwangerschaft, ein Fallbericht

LA Otten 1, B Strizek 1, M Zipfel 2, U Gembruch 1, WM Merz 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Bonn, Germany
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Bonn, Germany

Hintergrund: Die Erstdiagnose einer malignen Erkrankung in der Schwangerschaft macht eine Abwägung zwischen maternaler Behandlungsindikation und fetaler Toxizität erforderlich.

Fall: Bei der 34-jährigen GIP0 wurde in der 17. SSW ein Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) der B-Zell-Reihe vom Typ eines follikulären Lymphoms Grad 3a der rechten Brust diagnostiziert. Ein Therapieaufschub war aufgrund des diffusen Wachstumsmusters nicht möglich. Nach interdisziplinärer Beratung wurde eine Polychemotherapie (R-CHOP: Rituximab, Vincristin, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Prednisolon) begonnen. Zwischen der 23. und 34. SSW wurden 4 Zyklen verabreicht, darunter zeigte sich eine vollständige Regredienz des Befundes. Engmaschige Verlaufskontrollen des fetalen Zustands erbrachten eine progrediente Abflachung der Wachstumskurve, am ehesten infolge einer plazentaren Dysfunktion, so dass die Entbindung nach dem Nadir der Myelosuppression des 4. Zyklus geplant wurde. Bei Oligohydramnie und beginnender Zentralisation wurde die Sectio bereits in 36 + 2 SSW durchgeführt. Ein gesundes Mädchen (2100 g, 5. Perzentile, Apgar 9/10/10; pH art. 7,44) wurde geboren. Der postpartale Verlauf der Mutter war unauffällig, die Radiatio der Brust findet derzeit statt. Das Neugeborene wies bei unauffälligem Differentialblutbild einen B-Zell- sowie einen IgM-Mangel auf, der eine Substitution mit Immunglobulinen erforderlich machte.

Schlussfolgerung: Tumorbiologie und -stadium sowie Gestationsalter bei Erstdiagnose sind Determinanten, die bei der Therapie-Empfehlung einer malignen Erkrankung in der Schwangerschaft berücksichtigt werden müssen. Für die meisten Tumore liegen aufgrund ihrer Seltenheit nur Expertenmeinungen vor. Eine engmaschige interdisziplinäre Betreuung ist aufgrund der Komplexität, die sich aus der mütterlichen Diagnose und Therapie ergeben, dringend erforderlich.