Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P05_1
DOI: 10.1055/s-0035-1566616

Zufallsbefund eines großen Gastrointestinalen Stromatumor (GIST) mit Leitsymptom „akutes Abdomen“ im dritten Trimenon

E Langer 1, S Schrey 1, M Bartels 2, F Lordick 3, H Stepan 1
  • 1Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum, Leipzig, Germany
  • 2Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • 3Universitäres Krebszentrum Leipzig, Leipzig, Germany

Einleitung: Das Leitsymptom „akutes Abdomen“ in der Schwangerschaft ist eine interdisziplinäre Herausforderung, die eine sinnhafte und strukturierte Diagnostik und Therapie voraussetzt. Die Diagnose „unklare Raumforderung“ bedarf in besonderem Maße ein chirurgisches und gegebenenfalls onkologisches Vorgehen.

Fallbeispiel: Bei einer jungen schwangeren Frau (22J IG 0P) in der 36 SSW war bei Fieber und CRP Erhöhung im MRT eine unklare Raumforderung ca. 11 × 12,4 × 9,3 (T × H × B) cm in Höhe des Mittelbauches links unmittelbar caudal der Milz erkannt worden. Der Fetus sowie der Uterus waren klinisch und im MRT ohne Bezug zu dem Tumor. Es erfolgte die explorative Laparotomie mit simultaner Sectio in der 36. SSW. Es handelte sich um einen gastrointestinalen Stromatumor (GIST), der vom Kolon ausgegangen war. Es wurde die Resektion der linken Kolonflexur mit primärer Anastomosierung, Splenektomie und Pankreasschwanzresektion durchgeführt.. Die histologischen Untersuchungen waren umfangreich. Es fanden sich 2 Mitosen pro 50 HPF. Die Mutationsanalyse (cKIT Exon 9 und 11 sowie PDGFR-alpha Exon 18,12 und 14) ergab einen unmutierten, chemoresistenten („Wildtyp“) Status.

Zusammenfassende Beurteilung: Ein GIST ist selten (1,5:100000) muss allerdings in die Differenzialdiagnose eines akuten Abdomens oder bei abdominellen Resistenzen in Erwägung gezogen werden. Die chirurgische Therapie mit simultaner Sectio war bei dieser Patientin möglich, jedoch komplikationsbehaftet. Bei GIST mit mittlerem bis hohem Rezidivrisiko muss entsprechend der aktuellen Empfehlungen eine adjuvante Therapie mit Imatinib besprochen werden. Der Stellenwert von Imatinib bei unmutierten GIST des Kolons ist allerdings unsicher. Nach dem Gold-Nomogrammsind bei der vorliegenden Risikokonstellation nach 2 Jahren 86% der Patienten rezidivfrei, nach 5 Jahren 75%. Nach ausführlicher Diskussion mit der Patientin haben wir uns vor diesem Hintergrund gegen eine adjuvante Behandlung mit Imatinib entschieden..