Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P04_14
DOI: 10.1055/s-0035-1566615

Kardiomyopathie in der Schwangerschaft

J Vogt 1, S Grüßner 1, A Allendorf 2, R Schlößer 2, A Esmaeili 3, F Louwen 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Johann Wolfgang Goethe-Universität, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Johann Wolfgang Goethe-Universität, Neonatologie, Frankfurt am Main, Germany
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Johann Wolfgang Goethe-Universität, Kinderkardiologie, Frankfurt am Main, Germany

Fragestellung: Peripartale oder dilatative Kardiomyopathien (PPCM/DCM) in der Schwangerschaft erhöhen das Frühgeburts-, Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Kann ein interdisziplinäres Management in der Schwangerschaft die möglichen Komplikationen für Mutter und Kind reduzieren?

Methodik: Retrospektiv erfolgte im Rahmen einer Single-Center-Studie die Analyse (2000 – 2011) von 18 Schwangeren mit Kardiomyopathien (13 PPCM/DCM, vier HCM [hypertrophe Kardiomyopathien], eine RCM [restriktive Kardio-myopathie]) in Relation zum maternalen (NYHA, Therapie, Entbindungsmodus) und fetalen (Doppler, APGAR, Blutgasparameter, neonatale Intensivüberwachung [NICU]) ante- und postpartalem Follow-up.

Ergebnis: Einen komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf mit unauffälligem maternalem und fetalem Outcome zeigten HCM und RCM Patientinnen (NYHA I-II). Bei PPCM/DCM-Patientinnen wurden bei 3 von 13 Fällen schon in der Frühgravidität eine Interruptio aus maternaler Indikation vorgenommen. Trotz spezifischer, kardialer Medikation war bei 60% (6/10) eine schwere Herzinsuffizienz (NYHA III-IV) nachweisbar (Ejektionsfraktion ≤40%). Bei akut abnehmender Ejektionsfraktion, sowie nach 4 – 6 wöchiger mehrfach-medikamentöser Therapie in 9 von 10 Fällen erfolgte die Entbindung der PPCM/DCM-Patientinnen per Kaiserschnitt. Die Frühgeburtenrate (26.-37. SSW) betrug dabei 50% und in 30% war eine NICU notwendig. Small-for-gestational-age (Perzentile < 10th) waren 2 von 10 Neugeborenen. Präpartale Plazentainsuffizienzzeichen lagen nicht vor. Der APGAR-Score betrug bei 9 von 10 Neugeborenen nach 5 Minuten ≥8 Punkte, eine leichte Azidose (pH-Wert < 7,20) sub partu zeigten nur 2 von 10 Neugeborenen. Todesfälle traten bei NYHA III-IV- Patientinnen und deren Neugeborenen nicht auf.

Schlussfolgerung: Kardiomyopathien, insbesondere PPCM/DCM, sind eine interdisziplinäre Herausforderung. Maternales und fetales Outcome können durch fachübergreifendes Management optimiert werden.