Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P04_9
DOI: 10.1055/s-0035-1566610

Das gebrochene Herz – ein Fall von perinataler Tako Tsubo Kadiomyopathie

C Koch 1, I Nachtigall 2, W Henrich 1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charite Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin- Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

Fragestellung: Kardiale Ereignisse sind eine perinatal lebensbedrohliche Komplikation. Auch bei Frauen ohne Risikoanamnese können diese auftreten und erfordern ein zügiges interdisziplinäres Management.

Methodik: Wir beschreiben einen Fall von Reverse Tako-Tsubo Kardiomyopathie während einer Sectio.

Ergebnis: Bei einer 23-jährigen III Gravida III Para wurde in 35 + 3 SSW eine primäre Re-Re-Sectio mit Sterilisation durchgeführt. Anamnestisch waren keine kardinalen Vorerkrankungen bekannt. Während der PDA-Anlage traten ventrikuläre Herzrhythmusstörungen auf, die Patientin klagte über Angina pectoris-Symptomatik. Im EKG zeigten sich T-Negativierungen im Bereich der Vorderwand. Echokardiographisch waren Wandbewegungsstörungen aller midbasalen Segmente und eine eingeschränkte linksventrikuläre Pumpfunktion (EF 45%) bei dilatiertem linken Ventrikel zu sehen. Im Verlauf kam es zu einem infarkttypischen Anstieg von Troponin und CK/CKMB, sodass der hochgradige Verdacht auf eine Koronarischämie bestand. Diese konnte in einer Koronarangiografie bei unauffälligen, stenosefreien Koronararterien ausgeschlossen werden. Der klinische Verlauf im Wochenbett gestaltete sich unauffällig, die Patientin konnte zeitgerecht am 4. postoperativen Tag entlassen werden. Eine 3 Wochen postnatal durchgeführte Echokardiografie zeigte eine verbesserte LV-Funktion (EF 50%) ohne Wandbewegungsstörungen unter noch milder Herzinsuffizienztherapie bei einer kardiopulmonal normal belastbaren Patientin.

Schlussfolgerung: Eine Tako Tsubo- Kardiomyopathie ist eine seltene, gehäuft unter emotionalem Stress auftretende Kardiomyopathie mit unterschiedlich schweren Verläufen, die laut Literatur in 20% mit schweren, zum Teil lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen kann, in den meisten Fällen dann aber folgenlos ausheilt. Differentialdiagnostisch muss eine Myokardischämie ausgeschlossen werden.