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DOI: 10.1055/s-0035-1566608
Bilaterale Nierenrindennekrose nach Spontangeburt
Fragestellung: Eine bilaterale Nierenrindennekrose ist eine seltene und schwerwiegende, irreversible Erkrankung der postpartalen Phase, die eine schnelle und unverzügliche nephrologische Ersatztherapie erfordert. Ursächlich werden eklamptische, mikroangiopatische oder endotoxische Geschehen diskutiert.
Fallbericht: Wir berichten über eine 29-jährige, Patientin (G1, P0, Z.n. IVF) mit Gemini. Bei vorzeitigem Blasensprung in der 33 + 5 SSW kam es in 34 + 2 SSW nach PG-Einleitung zur unkomplizierten Spontangeburt gesunder Zwillinge. Die Retention der Plazenta mit geburtshilflicher Massenblutung von insgesamt 2200 ml machten die manuelle Lösung, instrumentelle Nachtastung, Gabe von Notfallkonserven, Antifibrinolyse und p.r. und i.v. PG-Gabe notwendig. 24 Stunden postoperativ zeigte sich eine komplette Anurie mit Kreatininanstieg, einem Thrombozytenabfall und eine RR- Entgleisung. Es erfolgte die Verlegung in die Nephrologie zur Hämodialyse. Hinweise auf Endotoxine, Infektionen, irreguläre oder thrombozytäre Antikörper ergaben sich nicht. Bei vorliegender Paraklinik konnten ein HELLP- oder HUS-Syndrom nicht ausgeschlossen werden. Die durchgeführten Nierenbiopsien zeigten beidseitig komplette Nekrosen des kortikalen Parenchyms bei arterieller, arteriolärer und glomerulärer Thrombose.
Schlussfolgerung: Während transiente Einschränkungen der Nierenfunktion in Zusammenhang mit peripartalen Komplikationen häufig sind, handelt es sich bei dem geschilderten Fall um irreversible Nierenschädigung (Exklusivereignis). Retrospektiv kommen mehrere pathophysiologische Prinzipien, u.U. auch die schicksalhafte Verkettung von DIC nach Massenblutung, medikamentenassoziierter Thrombozytopenie bei belasteter Anamnese mit postpartaler Blutung, sowie eine seltene Nebenwirkung der Antifibrinolytika-Gabe ebenso in Betracht, wie die Plazentapathologie oder Hämolysefolgen im Rahmen eines HELLP-Syndroms oder HUS.