Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P04_6
DOI: 10.1055/s-0035-1566607

Rezidivierende arterielle Gefäßverschlüsse in der Schwangerschaft – ein Fallbericht

H Harrach 1, B Strizek 1, F Verrel 2, L Schröder 3, U Gembruch 1, W Merz 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Abteilung für Gefäßchirurgie, Bonn, Germany
  • 3Universitätsklinikum Bonn, Institut für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin, Bonn, Germany

Hintergrund: Extrapulmonale arterielle Gefäßverschlüsse sind in der Schwangerschaft extrem selten. Wir berichten über eine Schwangere mit rezidivierenden arteriellen Gefäßverschlüssen des linken Arms.

Fall: Die 26-jährige GIIPI (Z.n. primärer Sectio in 40 + 5 SSW bei maternaler Erschöpfung; Mädchen, 3600 g, gesund) stellte sich in der 20. SSW mit Claudicatio des linken Armes vor. Die farbkodierte Dopplersonografie wies akute arterielle Verschlüsse der linken A. brachialis und ulnaris nach, sodass eine Thrombektomie indiziert wurde. Die hämostaseologische Untersuchung zeigte eine deutlich erhöhte zelluläre und plasmatische Gerinnungsaktivität. Risikofaktoren lagen bei der Patientin nicht vor. In den folgenden 14 Tagen waren 5 Re-Interventionen und eine hochdosierte antikoagulatorische und antiaggregatorische Therapie notwendig (Enoxaparin 60 – 0-60 mg, ASS 100 – 0 – 100 mg, Clopidogrel 75 – 0 – 75 mg), um eine adäquate Perfusion des Armes zu gewährleisten.

Serielle Ultraschallkontrollen des Feten zeigten eine progrediente uteroplazentare Dysfunktion, die in 33 + 6 SSW eine Re-Sectio aufgrund pathologischer Dopplerindices erforderlich machte. Es wurde ein gesunder Junge geboren (1850 g, 14. Perzentile, Apgar 9/10/10, pH art. 7,33). Operation und postoperativer Verlauf waren komplikationslos (Blutverlust 500 ml) trotz Fortführen der o.g. Dreifach-Therapie (Reduktion Enoxaparin und Clopidogrel präoperativ). Die erweiterte Diagnostik nach Abschluss des Wochenbettes war negativ. Drei Monate postpartal erfolgte die Umstellung auf Coumadin; derzeit (6 Monate postpartal) besteht Symptomfreiheit.

Schlussfolgerung: Die Therapie arterieller Gefäßverschlüsse in der Schwangerschaft stellt eine extrem seltene Notfallsituation dar. Eine enge Zusammenarbeit von Experten der Bereiche Gefäßchirurgie, Gerinnungsphysiologie, Fetalmedizin und Geburtshilfe ist erforderlich, um einen Verlust der betroffenen Extremität sowie mütterliche und kindliche Komplikationen zu verhindern.