Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P02_3
DOI: 10.1055/s-0035-1566575

Uterusruptur nach B-Lynch-Nähten und Massentransfusion

C Hug 1, F Markfeld-Erol 1, M Kunze 1, H Prömpeler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Freiburg, Geburtshilfe und Perinatologie, Freiburg, Germany

Hintergrund: Die postpartale Atonie ist die häufigste Ursache für eine postpartale Blutung und mit einer relevanten Morbidität verbunden. In einigen Fällen ist die Hysterektomie notwendig um die Blutung zu stoppen. Alternativ kommen Uteruskompressionsnähte (B-Lynch-Nähte) bei unstillbaren postpartalen Blutungen zum Einsatz und ermöglichen so den Erhalt des Uterus. Seltene Risiken der Kompressionsnähte sind Infertilität, Nekrose, Menstruationsstörungen, erneute Atonie und Uterusruptur in der Folgeschwangerschaft.

Kasuistik: 37-jährige Zweitgebärende im Z.n. sekundärer Sectio 2011 mit schwerster atonischer Nachblutung, Re-Laparotomie, B-Lynch-Kompressionsnähten, Massentransfusion, transfusionsassoziierter Lungeninsuffizienz und akutem Nierenversagen. Die Patientin wurde in der 22. SSW notfallmäßig im Schockraum aufgenommen, nachdem sie bei der Arbeit kollabiert war. Es zeigte sich das Bild eines akuten Abdomens mit freier Flüssigkeit und Koagel im Bauchraum, eine zunehmende katecholaminpflichtige kardiovaskuläre Instabilität sowie der Abfall des Hb auf 6,8 g/dl.

Bei Verdacht auf Uterusruptur erfolgte die notfallmäßige Längslaparotomie. Intraoperativ zeigte sich eine Hinterwandruptur mit Plazenta percreta, die unaufhaltsam die Fruchtblase freisetzte. Wir eröffneten die Fruchtblase, entwickelten schonend den Jungen und übergaben ihn an die Kinderärzte. Bei massiver Blutung musste die sekundäre Hysterektomie mit Plazenta in situ durchgeführt werden.

Insgesamt verlor die Patientin ca. 5 Liter Blut und erhielt 11 EK's, 10 FFP's, 4 TK's, 6 g Fibrinogen, 2 g Tranexamsäure. Zudem konnten ca. 500 ml Eigenblut retransfundiert werden. Der Junge verstarb am Folgetag an den Folgen einer Hirnblutung, die Mutter konnte am 6. postoperativen Tag nach Hause entlassen werden.

Schlussfolgerung: B-Lynch-Nähte sind eine wichtige Therapie bei postpartaler Atonie. Bei Erfolg sollte die Aufklärung der Patientin über ein erhöhtes Risiko einer Uterusruptur in der Folgeschwangerschaft erfolgen.