Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P02_1
DOI: 10.1055/s-0035-1566573

Zwillingsgravidität und geplante vaginale Entbindung: eine Single Center Erfahrung aus 2 Jahrzehnten

A Stoenescu 1, T Friedl 1, U Friebe-Hoffmann 1, W Janni 1, F Reister 1, F Ebner 1
  • 1Universitätsklinikum Ulm, Frauenklinik, Ulm, Germany

Fragestellung: Die vaginale Zwillingsgeburt stellt für viele Geburtshelfer eine große Herausforderung dar. Wir beschreiben den Geburtsverlauf und das neonatale Outcome aller Zwillingsgraviditäten in einem Perinatalzentrum des Level I über einen Zeitraum von 20 Jahren.

Methodik: In einer retrospektiv beschreibenden Studie wurden alle Zwillings-Lebendgeburten ab der 22. Schwangerschaftswoche (SSW) analysiert, die in der Universitäsfrauenklinik Ulm zwischen 1994 und 2013 erfolgten. Es standen Daten von 1663 Geburten zur Verfügung.

Ergebnis: Das mediane mütterliche Alter betrug 31 Jahre (Bereich 17 – 47 Jahre), 931 (55,9%) der Frauen waren Erstpara. Die mediane SSW bei Geburt betrug 35 + 6 (Bereich SSW 22 + 2 – 42 + 6). 220 Frauen (13,3%) wurden vor der 29 + 0 SSW, 299 (18,0%) zwischen 29 + 1 – 33 + 0 SSW und 1144 (68,7%) nach der 34. SSW entbunden. Bei 1263 der Schwangeren wurde die vaginale Entbindung angestrebt. Hiervon konnten in 45,5% (575) der Fälle beide Zwillinge erfolgreich spontan entbunden werden. In 50,8% (641) der Schwangerschaften erfolgte die Entbindung beider Kinder per sekundärer Sectio, während bei 3,7% der Schwangerschaften der erste Zwilling spontan, der zweite Zwilling per Sectio geboren wurde. Das mittlere Geburtsgewicht lag für den ersten Zwilling bei 2220 g (Bereich 410 – 4070 g) und für den zweiten Zwilling bei 2147 g (Bereich 270 – 4090 g). Der mittlere pH-Wert der Nabelschnurarterien betrug 7,30 (Bereich 6,75 – 7,52) für den ersten Zwilling und 7,27 (Bereich 6,70 – 7,47) für den zweiten Zwilling; insgesamt wurde bei 23 (1,4%) der ersten Zwillinge und bei 71 (4,3%) der zweiten Zwillinge eine mittlere bis schwere Azidose (pH < 7,10) festgestellt.

Schlussfolgerung: Bei 54,5% der Frauen die eine vaginale Geburt anstrebten kam es im Verlauf der Entbindung zu einer sekundären Sectio. Eine gute Beratung der Zwillingsschwangeren vor der Geburt ist entscheidend, um der Patientin eine größtmögliche Chance auf vaginale Entbindung unter minimalem Risiko gewährleisten zu können.