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DOI: 10.1055/s-0035-1566572
Fall einer infizierten Urachuszyste im Wochenbett
Fall: Die 26-jährige Patientin (IV Gravida III Para) stellte sich 7 Wochen postpartum mit akuten Unterbauchbeschwerden und Fieber (38,8 °C) vor. Bei Aufnahme zeigte sich ein CRP von 150 (< 5.0 mg/l) und eine Leukozytose von 17 (< 10.5/nl). Sonografisch zeigte sich eine inhomogene zystische RF 4 × 3 cm zwischen Uterusfundus und Blasenhinterwand mit Bezug zur Blase ohne freie Flüssigkeit im Douglas. Im CT zeigte sich eine der Harnblase kranial aufsitzende septierte Raumforderung von 36 × 43 mm Durchmesser mit nach kranial verfolgbarem Strang bis zum Umbilicus, einer infizierten Urachuszyste entsprechend. Nach CT-gestützter Anlage einer Saug-Spül-Drainage in den supravesikalen Verhalt besserten sich die Symptome rasch. In der Mikrobiologie zeigten sich reichlich E. Coli. Eine Antibiose erfolgte mit Cefuroxim/Metronidazol. Die Infektzeichen waren rückläufig. Die Patientin wurde bei Wohlbefinden entlassen. Eine operative Entfernung der Zyste ist nach Abschluss der akuten Infektion geplant.
Diskussion: Der Urachus stellt die Verbindung zwischen Umbilicus und Blase dar. Das postpartale Residuum entspricht dem Ligamentum umbilicale medianum. Sein Lumen obliteriert stufenweise bereits in der Fetalzeit, spätestens jedoch im Kindesalter. Urachusanomalien im Erwachsenenalter sind selten und werden häufig fehldiagnostiziert. Differentialdiagnostisch kommen aufgrund der Lokalisation viele Ursachen eines akuten Abdomens in Frage. Mittels Sonografie, CT und/oder MRT kann die Diagnose bestätigt werden und die Lokalisation zu den umliegenden Strukturen beurteilt werden. Die Therapie der Wahl stellt die komplette chirurgische Resektion der Zyste und der Urachusreste dar. Liegt eine Infektion vor, muss eine Breitspektrumantibiotikatherapie erfolgen. Bei infizierter Urachuszyste ist ein zweizeitiges Vorgehen mit Inzision und initialer Drainage sowie antibiotischer Therapie und späteren Exzision von Zyste und Urachusresten empfohlen.