Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P01_11
DOI: 10.1055/s-0035-1566569

Konnatale Infektion mit einem nicht-typisierbaren (NTHi) Haemophilus influenza Stamm bei einem Frühgeborenen

K Schneider 1, W Garbe 1, A Yelin 1, N Hepping 1
  • 1St. Marien-Hospital Bonn, Neonatologie, Bonn, Germany

Infektionen mit nicht-typisierbaren Haemophilus influenza Stämmen (NTHi) können ursächlich für intrauterinen Fruchttod, Chorioamnitis, vorzeitigen Blasensprung und schwerste neonatale Septitiden sein. Differentialdiagnostisch wird dieses Krankheitsbild jedoch häufig vernachlässigt. Auch finden sich hierzu nur wenige Hinweise in der Literatur. Dabei ist dieser Erreger, der häufig mit Frühgeburtlichkeit assoziiert ist, mit einer hohen neonatalen Morbidität und Mortalität verbunden. Zudem werden einige Haemophilus influenza Stämme durch die gängige kalkulierte neonatale Sepsistherapie (Ampicillin/β-lactamase-Inhibitor und Aminoglykosid) nicht erfasst.

Fallbeschreibung eines Frühgeborenen mit 34 + 4 SSW mit schwerer postnataler Schocksymptomatik. Trotz sofort eingeleiteter kalkulierter Antibiotikatherapie mit Ampicillin/Sulbactam und Tobramycin sowie Volumengabe bei Verdacht auf eine early-onset Sepsis bestand eine protrahierte Laktatazidose. Aufgrund zunehmender neurologischer Auffälligkeiten und stark erhöhten Entzündungszeichen (IL-6 > 40000pg/ml) erfolgte unter dem Verdacht einer „atypischen“ Neugeboreneninfektion mit meningealer Beteiligung in der achten Lebensstunde die Erweiterung der antibiotischen Therapie um Cefotaxim. Hierunter kam es zu einer raschen Stabilisierung. Bei mikrobiologischem Nachweis eines ß-lactamase bildenen NTHi mit Resistenz gegen Ampicillin/Sulbactam und Tobramycin Fortsetzen der Behandlung mit Cefotaxim über 14 Tage. Bei Entlassung am 16. Lebenstag war das Kind klinisch und neurologisch unauffällig.

Grundsätzlich wird empfohlen, in der primären Sepsistherapie Cephalosporine zurückhaltend einzusetzen. Dennoch sollte bei neurologisch auffälligen Neugeborenen mit early-onset Sepsis, die nicht dem typischen Bild einer Infektion mit ß-hämolysierenden Streptokoken oder E. coli entspricht, eine Therapieerweiterung um ein Cephalosporin der 3. Generation erwogen werden, um antimikrobielle Lücken zu schließen.