Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P01_6
DOI: 10.1055/s-0035-1566564

Führt eine Gemeinde-basierte Intervention zu zunehmender Risikowahrnehmung und einer besseren Nutzung von Gesundheit-Angeboten in der Schwangerschaft? Eine bevölkerungsbezogene kontrollierte Interventionsstudie in Südwest-Äthiopien

M Delius 1, 2, A Gebremariam 3, U Mansmann 4, M Abera 2, 3
  • 1Frauenklinik der Ludwig Maximilian Universität München, Campus Großhadern, München, Germany
  • 2Center for International Health LMU, München, Germany
  • 3College of Public Health and Medical Sciences, Jimma University, Population and Familiy Health Department, Jimma, Ethiopia
  • 4Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, LMU München, München, Germany

Fragestellung: Die mütterliche Mortalitätsrate in Äthiopien ist im weltweiten Vergleich hoch (MMR 2010: 350/100 000). In einem Gebiet, in dem viele Geburten zu Hause stattfinden, haben Gemeinde-basierte Interventionen das Potential, zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation zu führen. In dieser Studie wurde der Einfluss einer solchen Intervention auf das Verhalten in der Schwangerschaft untersucht.

Methodik: In einem Forschungsgebiet in Südwest-Äthiopien, das sich über 10 Dörfer mit insgesamt ca. 43 000 Einwohnern erstreckt, wurde eine kontrollierte, Gemeinde-basierte Interventionsstudie durchgeführt. Die Interventionsgruppe bestand aus vier Dörfern, vier weitere Dörfer dienten als Kontroll-Gemeinden. Die Interventionsmaßnahme stellte eine intensivierte Gesundheitsaufklärung hinsichtlich qualifizierter Schwangerenvorsorge und Wissensvermittlung über Gefahren in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett dar. Hierbei wurden Multiplikatorinnen aus den Interventions-Dörfern ausgebildet, die ihr Wissen an die Bewohner ihrer Dörfer weitergeben sollten.

Im gesamten Gebiet wurden Baseline-Daten von 1651 Frauen zur Nutzung von qualifizierter Schwangerenvorsorge vor der Intervention erhoben. Nach Durchführung der einjährigen Interventionsphase in den ausgewählten Gemeinden wurden erneut Daten von 1204 Frauen aus beiden Gruppen erhoben. Der Effekt der Intervention wurde mittels einer multivariablen logistischen Regression ermittelt.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe gingen die Frauen im Vergleich zur Kontrollgruppe früher (OR 6,3; 95% KI (2,8; 14,5)) und häufiger (OR 1,7; 95% KI (1,3;2,3)) zur einer Schwangerenvorsorge. Das Wissen über Risiken nahm in der Interventionsgruppe signifikant stärker zu (OR 2,8; 95% KI (2,1;3,8))

Schlussfolgerung: Die Gemeinde-basierte Intervention führte zu verstärktem Wissen über Risiken und einer Zunahme der Vorsorgen in der Schwangerschaft und ist somit als eine erfolgreiche public health Maßnahme anzusehen.