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DOI: 10.1055/s-0035-1566562
Psychosoziales Frühwarnsystem Babylotse Plus – Untersuchung der diagnostischen Genauigkeit des Babylotse Plus Screeningbogens
Ziel von Babylotse Plus ist die früh-/rechtzeitige Identifizierung von Überforderung u. Unterstützungsbedarf junger Familien perinatal. Dies geschieht durch einen systematischen, niederschwelligen Zugang, für den ein Screening auf psychosoziale Risikoindikatoren entwickelt wurde. Dessen diagnostische Genauigkeit wurde untersucht.
Methoden: Für alle Geburten der Charité-Geburtskliniken wurde zw. 01.01.-31.08.2013 ein 5-min. Screening eingesetzt u. mit dem Referenzstandard (standardisiertes diagnostisches Interview durch Babylotsen) verglichen, um Ressourcen, Belastungen u. Unterstützungsbedarf zu erfassen.
Ergebnis: Von 2344 Familien mit Neugeborenen konnten 279 als Studienteilnehmer eingeschlossen werden; 215 mit „auffälligem“ Score (≥3 Punkte) u. eine Zufallsauswahl von 64 mit „unauffälligem“ Score (0 – 3). Während Spezifität (33,0%; 95%-KI: 30,5 – 33,5) u. positive Likelihood Ratio (1,5; 95% KI: 1,33 – 1,63) schwach waren, fielen die Sensitivität (98,9%, 95% KI: 93,4 – 99,9) & negative Likelihood Ratio (0,03, 95% KI: 0,00 – 0,22) hervorragend aus. Risikoindikatoren für Unterstützungsbedarf waren v.a. Partnerschaftsprobleme (OR 9,3; 95% KI: 2,9 – 29,5; p = 0,001), wirtschaftliche Probleme (OR 3,5; 95% KI: 1,8 – 6,7; p < 0,001), Probleme bei Alltagsbewältigung (OR 3,4; 95% KI: 1,5 – 7,6; p = 0,003), Alter der Mutter < 21 Jahre (OR 3,1; 95% KI: 1,5 – 6,7; p = 0,003), Frühgeburt/Komplikationen (OR 2,3; 95% KI: 1,1 – 4,8; p = 0,031)& mütterliches Rauchen (OR 1,8; 95% KI: 1,0 – 3,2; p = 0,044).
Schlussfolgerung: Das Screening konnte fast alle Familien mit Unterstützungsbedarf identifizieren & die Überleitung zu Frühen Hilfen ermöglichen. Es wurden jedoch viele risikofreie Familien durchs Screening fälschlicherweise positiv getestet, was akzeptiert werden kann, da ein falsch positives Ergebnis nur das ausführliche Babylotsen-Gespräch zur Folge hat. Beide Methoden sollten daher ergänzend im Einsatz bleiben. Zukünftige Studien sollten versuchen, die Spezifität bei gleichbleibender Sensitivität zu verbessern.