Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P01_3
DOI: 10.1055/s-0035-1566561

Die Problematik der postpartalen Depression aus Sicht der Hebammen

N Lentz 1, F Voigt 1, R Fakhrabadi 1, TW Goecke 1
  • 1Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany

Ziel: Die postpartale Depression (PPD) betrifft bis zu 12% der jungen Mütter. Wegen der z.T. schwierigen Interpretation und Verharmlosung der Symptome werden viele Betroffene nicht adäquat versorgt. Hebammen sind in der Wochenbettphase oft die ersten Ansprechpartner. In einer deutschlandweiten Online-Umfrage unter Hebammen wurden Erfahrungen im Umgang mit PPD erhoben.

Methodik: Ein 27 Fragen umfassender Fragebogen wurde über ein Online-Umfrageportal an 4000 Hebammen verschickt. Von den Angeschriebenen haben 278 an der Befragung teilgenommen. Die Fragen konzentrierten sich auf die Bereiche Ausbildung zur PPD, Erfahrung mit PPD und Wünsche zur besseren Betreuung von Betroffenen.

Ergebnis: Nur etwa 35% der Befragten konnten sich an einen Themenblock zur PPD in ihrer Ausbildung erinnern und nur 10% würden ihren Wissensstand als gut bezeichnen. Hegt eine Hebamme den Verdacht einer PPD bei einer Wöchnerin, vermitteln 85% diese gerne an einen Gynäkologen oder psychiatrische Ambulanz weiter, allerdings ist 15% der Teilnehmerinnen keine Betreuungsangebot in ihrer Nähe bekannt. Bei der Weitervermittlung bemängeln 40% die langen Wartezeiten. Da fast 85% der Befragten von einer Zunahme der Häufigkeit der PPD ausgehen, wünscht jeweils die Hälfte sich eine größere Zahl an Anlaufstellen und einen festen Ansprechpartner im Falle eines Verdachts und 45% würden einen Kurzfragebogen begrüßen.

Schlussfolgerung: Die PPD ist Teil des Curriculums zur Hebammenausbildung. Dennoch fühlen sich nur die Hälfte der Befragten ausreichend firm in der Beurteilung entsprechender Symptome. In Verdachtsfällen werden Betroffene v.a. an den Gynäkologen oder die psychiatrische Ambulanz weitergeleitet, wobei allerdings häufig mit langen Wartezeiten zu rechnen ist. Außerdem gibt es nicht immer Betreuungsangebote für Betroffene in der Nähe. Um die Betreuung von Betroffenen zu optimieren, wünschen die Hebammen sich ein größeres Angebot an Betreuungsmöglichkeiten, feste Ansprechpartner und einen Kurzfragebogen.