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DOI: 10.1055/s-0035-1566558
Endlich angekommen?! Das Belastungserleben und Rollenverständnis von Müttern mit frühgeborenen Kindern nach Entlassung aus der Klinik
Fragestellung: Welche Arten von Belastungen berichten Mütter mit Frühgeborenen vier Wochen nach Entlassung und welche Rolle spielen dabei kindsbezogene Einstellungen und Regulationsanforderungen der Säuglinge?
Methodik: Mütter, deren Kinder am Universitätsklinikum Dresden vor der 37. SSW geboren wurden, erhielten 4 Wochen nach Entlassung einen Fragebogen als online- oder paper-pencil-Version. Erfasst wurde unter anderem das Eltern-Belastungsinventar (Tröster, 2011), Einstellungen von Müttern zu Kindern im Kleinkindstalter (Codreanu & Engfer, 1984) und das Schreien, Schlafen und Füttern des Kindes, angelehnt an den Baby-DIPS (Schneider & Wolke, 2007).
Ergebnis: 49 von 61 Müttern beantworteten den Fragebogen, davon 11 Zwillingsmütter. Die Kinder wiesen im Median ein GA von 32 SSW auf (Q1= 29; Q3= 34). Berichtet werden hohe Belastungen aufgrund einer wahrgenommenen Distanz gegenüber dem Kind (35%) und Selbstzweifeln, der Mutterrolle gerecht zu werden (54%). Bezüglich der mütterlichen Einstellungen zum Kind zeigt sich, dass „Freude am Kind“ mit geringerem und „Überfürsorge aus Angst“ mit höherem Belastungserleben einhergeht. Die Mütter empfinden in knapp jedem fünftem Fall das Schrei- und Schlafverhalten des eigenen Kindes als belastend; in jedem zehnten Fall gilt dies auch für das Essverhalten. Für den überwiegenden Teil der Säuglinge ist nach Verhaltensangaben durch die Mutter keine Auffälligkeit im Schlaf, Fütter- oder Schreiverhalten festzustellen.
Schlussfolgerung: Die Selbstwahrnehmung der Mütter, insbesondere der eigenen elterlichen Kompetenz und emotionalen Nähe zum Kind, hat in den ersten Wochen nach Entlassung einen großen Einfluss auf das Belastungserleben, während spezifische Regulationsanforderungen des Kindes eine untergeordnete Rolle spielen. Zu beachten sind vielmehr kindsbezogene Einstellungen, wie die Tendenz zu überfürsorglichen Verhalten, welche unter Beachtung des „Frühgeborenen-Stereotyps“ (Stern et al., 2000) zu diskutieren sind.