Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV15_5
DOI: 10.1055/s-0035-1566549

Fetale Hypoxisch-Ischämische Hirnschädigung nach mütterlichem Herzkreislaufstillstand und kardiopulmonaler Reanimation bei fulminanter Lungenembolie

U Schneider 1, F Weschenfelder 1, A Kiefer 2, S Helfer 3, K Dawczynski 3, H Proquittè 3, E Schleußner 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Jena, Abteilung Geburtshilfe, Jena, Germany
  • 2Eichsfeld Klinikum Heiligenstadt, Gynäkologie und Geburtshilfe, Heilbad Heiligenstadt, Germany
  • 3Universitätsklinikum Jena, Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Jena, Germany

Vital bedrohliche mütterliche Komplikationen in der Schwangerschaft sind insgesamt selten, stellen aber stets Extremsituationen in der Abwägung zwischen mütterlicher und kindlicher Gefährdung dar.

Wir berichten von einer 26-j. G3P1, 29 + 4 SSW, die sich mit Dyspnoe, Tachykardie und innerer Unruhe im Heimatkrankenhaus vorstellte. Bei der Vorbereitung eines CT (Embolieausschluss) erlitt sie einen Herzkreislaufstillstand mit 30 min kardiopulmonaler Reanimation und fetaler Bradykardie. Es wurde eine Lysetherapie und die Hubschrauberverlegung durchgeführt. Bei hier stabiler mütterlicher Situation, sonographisch unauffälliger Schwangerschaft und fehlenden plasmatischen Gerinnungsfaktoren entschieden wir gegen die Notfallentbindung und zur Steroidgabe (Lungenreifung). Am Folgetag entwickelte das Kind eine bei 170 bpm arretierte Herzfrequenz ohne Modulation. Das bei ausgeglichener mütterlicher Gerinnung per Sectio caesarea geborene Kind (KG 1460 g, 41 cm, APGAR 1 – 2-4, pH art 7,33) zeigte keine eigene Aktivität, fehlende Reflexe und keinerlei Schmerzreaktion. Unter Intubation und Beatmung erwies es sich als vegetativ stabil, es bestätigte sich die schwere hypoxische Hirnschädigung. Die Plazentahistologie ergab keine Auffälligkeiten. Am 4. LT erfolgte nach Ethikkonsil, Taufe und unter psychologischer Mitbetreuung der Familie die Beendigung der lebenserhaltenden Maßnahmen. Das mütterliche Wochenbett verlief bis auf eine sekundäre Transfusionspflichtigkeit ohne Komplikationen, in der Bildgebung fanden sich keine Residuen einer mütterlichen Hirnischämie.

Die akute, asphyktisch bedingte, transiente Plazentainsuffizienz hat hier zum Zeitpunkt des mütterlichen Ereignisses zu einer irreversiblen Hirnschädigung des Feten bei 30 SSW geführt. Wir gehen davon aus, dass eine Notfallentbindung die Mutter vital gefährdet hätte, ohne die Prognose des Kindes zu verbessern, da in diesem Zeitfenster der Schwangerschaft eine postnatale Hypothermiebehandlung nicht zur Verfügung steht.