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DOI: 10.1055/s-0035-1566547
Die peripartale Kardiomyopathie – eine interdisziplinäre Herausforderung mit ernster Prognose
Hintergrund: Die peripartale Kardiomyopathie ist eine seltene, noch wenig erforschte, Herzmuskelerkrankung mit einer geschätzten Inzidenz von 1:3000 – 1:4000. Nicht selten endet diese Form der dilatativen Kardiomyopathie letal (10% mütterliche Letalität bei Erstmanifestation). Eine neue Therapie mit dem Prolaktinblocker Bromocriptin wird aktuell untersucht und klingt vielversprechend.
Fallbericht: Vorstellung der bereits bekannten 29-jährigen I/0 in der 34 + 5 SSW mit massiven Labienödemen. Laborchemisch zeigten sich eine beginnende Niereninsuffizienz mit erhöhten Kreatininwerten sowie eine leichte Leberwerterhöhung. Ansonsten war die Patientin beschwerdefrei. Bei V.a. Präeklampsie mit massiven Labienödemen und Niereninsuffizienz I° wurde die Indikation zur I°Sectio gestellt. Es folgte ein unkomplizierter intraoperativer Verlauf mit Entwicklung eines lebensfrischen Jungen. Postoperativ wurde eine Echokardiografie durchgeführt mit Diagnose einer hochgradig eingeschränkten linksventrikulären Pumpfunktion im Sinne einer schwangerschaftsinduzierten Kardiomyopathie mit funktioneller Myokardinsuffizienz III°. Die EF betrug 30%. Es wurde sofort mit einer medikamentösen Herzinsuffizienz-Therapie mit Ramipril, Beloc zok, Spironolacton und Furosemid begonnen. Am 2. postoperativen Tag wurde die Patientin in ein spezialisiertes Herzzentrum verlegt und mit einer Bromocriptin-Therapie unter Studienbedingungen begonnen. Die Patientin wurde am 13. postoperativen Tag mit einer Lifevest entlassen. Bei anhaltend schlechter LVEF nach 3 – 6 Monaten oder Herzrhythmusstörungen wurde die ICD Implantation empfohlen.
Schlussfolgerung: Bei klinischen Zeichen der Herzinsuffizienz (Ödeme, Husten, Dyspnoe, Müdigkeit) sollte zügig eine kardiologische Diagnostik erfolgen, um früh eine Therapie einleiten zu können. Ein später Behandlungsbeginn ist prognostisch ungünstig.