Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV14_6
DOI: 10.1055/s-0035-1566542

Rezeptive Musiktherapie als adjuvante oder alternative Behandlungsoption bei peripartaler Depression

V Brandes 1, DD Terris 2, C Fischer 1, A Loerbroks 2, MN Jarczok 2, G Ottowitz 1, G Titscher 3, JE Fischer 2, JF Thayer 2, 4
  • 1Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Forschungsprogramm MusikMedizin, Wien, Austria
  • 2Mannheim Institute for Public Health, University of Heidelberg, Mannheim Medical Faculty, Mannheim, Germany
  • 3Hanusch Hospital Vienna, Psychocardiology, Cardiology Department, Wien, Austria
  • 4The Ohio State University, Department of Psychology, Columbus, United States

Ziel: Depressionen sind mit einer Prävalenz von 18,4% in der Schwangerschaft und 19,2% in der frühen Mutterschaft die häufigsten Erkrankungen in der Peripartalzeit mit gravierenden Folgen für die Kinder, z.B. erhöhtem Frühgeburtsrisiko, geringerem Geburtsgewicht oder veränderter fötaler Herzaktivität. Langfristig kann die kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Entwicklung beeinträchtigt sein.

Allerdings birgt auch Pharmakotherapie mit Antidepressiva für Schwangere und stillende Mütter wegen möglicher Nebenwirkungen Risiken für die Entwicklung der Kinder. Daher sind effektive alternative oder adjuvante Behandlungsoptionen dringend notwendig. Im Forschungsprogramm MusikMedizin der Paracelsus Universität Salzburg wurde ein neues rezeptives Musiktherapieverfahren (SANOSON Audio-Therapie) mit speziell komponierten Inhalten entwickelt und in einer placebokontrollierten Studie auf seine Wirksamkeit untersucht.

Methodik: Die Probanden (n = 203, 49,6 ± 13,1 Jahre, 71,9% Frauen) wurden per Randomisierung 4 Studienarmen zugeteilt: Musiktherapie 1 (MT1) und 2 (MT2), Placebo (Naturgeräusche) – in diesen Gruppen hörten die Teilnehmer 2 x pro Tag je 30 Minuten ihr jeweiliges Programm – und Warteliste. Auf der Basis einer Composite Skala (COMP), der Hamilton Depressionsskala (HAM-D), des Beck Depressionsinventars (BDI) und der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) wurde die Veränderung der depressiven Symptomatik nach 5 Wochen mit multivariaten linearen Regressionsmodellen ermittelt.

Ergebnis: Für MT 1 ergab sich eine signifikante Verbesserung auf COMP (β= 1,44, p = 0,030). Nach 15 Wochen zeigte sich eine mittlere HAM-D-Score-Reduktion um 60% für 89,1% der Probanden.

Schlussfolgerung: Die SANOSON Audio-Therapie ist eine effektive Behandlungsmöglichkeit bei Depression, die sowohl nebenwirkungsfrei als auch rasch wirksam ist. Damit ist eine alternative oder auch unterstützende Behandlungsoption zur konventionellen Therapie gegeben, gerade auch für (werdende) Mütter.