Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV14_3
DOI: 10.1055/s-0035-1566539

Schwangerschaft bei maternaler Vena cava inferior-Aplasie (VCI) – ein Fallbericht

C Franz 1, F Voigt 1, E Mühler 2, TW Goecke 1
  • 1Uniklinik RWTH Aachen, Gynäkologie und Geburtsmedizin, Aachen, Germany
  • 2Uniklinik RWTH Aachen, Kinderkardiologie, Aachen, Germany

Seltene anatomische Anomalien können in der Betreuung Schwangerer zu Herausforderungen werden. Im vorliegenden Fall berichten wir über eine Schwangere mit einer vollständigen Aplasie der Vena cava inferior (VCI).

Die Erstvorstellung der 21-jährigen Erstgravida erfolgte mit 13 vollendeten Schwangerschaftswochen, spontane Konzeption. Die seit der Geburt bekannte VCI-Aplasie hatte auch unter mäßiger sportlicher Aktivität bis dato keine Probleme bereitet. Die Drainage der unteren Extremität erfolgte über epigastrische Gefäße sowie zwei oberflächlich im Unterbauch zusammenfließende subcutane Venen, die sich zu einem diagonal von links nach rechts über die Bauchwand ziehenden fingerdicken Gefäß vereinigen, welches in der rechten Achselhöhle wieder in die Tiefe zog. Im durchgeführten MRT stellten sich große Kollateralkonvolute im Bereich des kleinem Beckens, der Ovarialvenen und des paravertebralen Venenplexus mit infraumbilicaler Konflusion dar.

Die Feindiagnostik in der 22. SSW ergab einen unauffälligen Gefäßsitus des Feten und auch sonst regelrechten Befund. Durch das größer werdende Abdomen gerät das diagonal verlaufende Gefäß zunehmend unter Spannung. Im Rahmen einer interdisziplinären Konferenz wurde bei negativer thrombophiler Eigen- und Familienanamnese aktuell keine Indikation zur prophylaktischen Antikoagulation gesehen. Zum Zeitpunkt der Einreichung dieses Abstrakts ist die Schwangere in der 32. SSW. Es wird ein Spontanpartus angestrebt, doch muss eine gute operative Planung für den Fall einer notwendigen sekundären Sectio erfolgen, da wegen der besonderen Gefäßführung nur eine links-laterale Längs-Schnittführung durchgeführt werden kann.

Die Aplasie der VCI mit oberflächlichem Kollateralkreislauf ist eine seltene Gefäßfehlentwicklung. In der Literatur sind bisher keine Fälle einer Schwangerschaft bei VCI-Aplasie beschrieben. Über den Ausgang dieser Schwangerschaft werden wir im Rahmen des Kongresses gerne berichten.