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DOI: 10.1055/s-0035-1566524
Geburtseinleitung: die Perspektive der Frauen
Fragestellung: In Deutschland wird aktuell etwa jede fünfte Geburt eingeleitet, meist medikamentös. Zwei Drittel der Geburtskliniken setzen Misoprostol zu diesem Zweck ein. Untersuchungen zu Effektivität von Misoprostol im Off-Label-Gebrauch orientieren sich am mütterlichen und kindlichen Outcome. Eine Einschätzung des Einleitungsprozesses aus Sicht von Frauen, die eine Geburtseinleitung erlebt haben, bietet eine wichtige Erweiterung dieser Perspektive.
Methodik: Über vier Wochen konnten Frauen nach Misoprostoleinleitungeinen Online-Fragebogen mit zehn Fragen ausfüllen. Freitexteingabe war möglich. Die Antworten wurden mit Excel und SPSS 21 deskriptiv und korrelativ analysiert und die Freitexte nach Mayring mit MAXQDA kodiert.
Ergebnis: Wir erhielten 698 ausgefüllte Fragebögen zur Auswertung. Der häufigste Grund für die Geburtseinleitung war „Terminüberschreitung“ (n = 313, 51,7%), gefolgt von „ärztlicher Empfehlung“ (n = 191, 31,6%) „Komplikationen“ (n = 155, 25,6%). Die meisten Frauen wurden mit Misoprostol (n = 374, 58,1%) oder Prostaglandin Gel oder Tabletten (n = 265, 41,2%) eingeleitet. Etwa die Hälfte der Frauen (n = 315, 49%) erhielt eine oder mehrere komplementärmedizinische Methoden zur Einleitung. Das Bedürfnis der Frauen nach angemessenen Informationen (n = 358, 55,3%) und über ihre Optionen (n = 398, 59,2%) insbesondere bei „weichen Indikationen" (Terminüberschreitung) wurden häufig nicht erfüllt. Mehr als die Hälfte der Frauen (n = 322, 49,9%) empfanden keine angemessene Unterstützung bei der Entscheidungsfindung. Die meisten Frauen (n = 378, 57,1%) würden sich nach Möglichkeit nicht noch einmal für eine Geburtseinleitung entscheiden.
Schlussfolgerung: Die Bedürfnisse schwangerer Frauen nach Beratung und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung zur Geburtseinleitung werden aktuell nicht erfüllt. Die Perspektive der Frauen muss systematisch erfasst und in der Beratungspraxis berücksichtigt werden.