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DOI: 10.1055/s-0035-1566519
Gefahr beim Stillen: 8 Monate alter gestillter Säugling mit neurodegenerativen ZNS-Veränderungen und Hypogammaglobulinämie durch Vitamin B12-Mangel
Einleitung: Stillen ist in der Regel die beste Ernährung des Säuglings. In seltenen Fällen ist die Muttermilch jedoch mangelhaft. Als Beispiel wird der Fall eines schweren Vitamin-B12-Mangels bei einem gestillten Säugling dargestellt.
Kasuistik: Einweisung zur Anämieabklärung, die bis dahin erfolglos mit Eisen behandelt wurde. Etwa 2 Monaten zuvor Infekthäufung sowie Müdigkeit beim Kind. Ende des 7. Lebensmonats Beginn der Breifütterung (Milchbrei). Ansonsten war der Knabe noch voll gestillt. Der Junge erschien blass, müde, die Spontanbewegungen waren spärlich, die Muskulatur hypoton, kein Sitzen, kein Drehen, feinmotorisch war ein Tremor erkennbar. Zudem fixierte er nicht. Diagnostisch fanden sind charakteristische Symptome eines Vitamin B12-Mangels (u.a. megaloblastäre Anämie, niedriger Serumspiegel, im MRT ZNS-Veränderungen im Sinne einer funnikulären Myelose). Auffällig zudem eine ausgeprägte Hypogammaglobulinämie. Nach Einleitung einer Vitamin-B12 Substitution kam es über Wochen bis Monate zu einer weitgehenden Restitution der hämatologischen auch neurologischen Befunde.
Diskussion: Cobalamin (Vitamin B12) spielt im Organismus eine wichtige Rolle; u.a. bei der Blutbildung (Erythropoese), beim Wachstum, bei der Zellteilung und Zellreifung, bei vielen Stoffwechselvorgängen. Gestillte Säuglinge sind gefährdet, wenn deren Mütter sich vegan ernähren. Allerdings können neurologische Schädigungen und Anämie auch bei gestillten Säuglingen von Müttern mit unerkannter perniziöser Anämie auftreten. Erniedrigte Antikörperspiegel sind dabei ein seltener Befund.
Schlussfolgerung: Die gründliche mütterliche Anamnese durch Geburtshelfer und Kinderärzte kann das Risiko eines B12-Mangels, der zum Teil zu irreversiblen ZNS-Schäden führt, reduzieren. In unserem Fall gab die Mutter schließlich an, vor Jahren selbst mit Vitamin-B12 behandelt worden zu sein. Zudem fanden sich anamnestisch eine Hashimoto-Thyreoiditis und ein diätetisch geführter Schwangerschaftsdiabetes.