Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV09_5
DOI: 10.1055/s-0035-1566509

NIPT in der Praxis – eine Umfrage und ihre Implikationen

T Ohnhäuser 1 V Rolfes 1, BMBF-Projekt zur nicht-invasiven PND, Aachen
  • 1Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin; RWTH Aachen, Aachen, Germany

Seit 2012 ist der Bluttest für schwangere Frauen zur Analyse fetaler DNA als Medizinprodukt auf dem deutschen Markt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern fehlt es weitgehend an wissenschaftlicher Forschung, die seine Einführung vorbereitet oder begleitet hätte. Als Konsequenz herrscht weiter verbreitete Unkenntnis über die konkrete Implementierung des Test in der Praxis. Vor dem Hintergrund des Spannungsfelds zwischen den rechtlichen Anforderungen nach Gendiagnostikgesetz (GenDG) und standespolitischen Interessen gehen wir folgenden Fragen nach: Wie verbreitet wird NIPT aktuell angeboten und mit welcher fachlichen Qualifikation? Welche Erfahrungen wurden bisher gemacht, welche Trends lassen sich erkennen? Und nicht zuletzt: welche Herausforderungen ergeben sich für Aufklärung und Beratung?

Über zwei E-Mail-Verteiler wurden im Mai/Juni 2015 niedergelassene GynäkologInnen (Hessen) und PränatalmedizinerInnen (bundesweit) zu einer Online-Befragung aufgerufen (Rücklauf: 30%). 142 TeilnehmerInnen beantworteten bis zu 40 Fragen zum Thema nicht-invasive Pränataldiagnostik, die anschließend statistisch aufbereitet und analysiert wurden (hier: vorläufige Ergebnisse).

Mehr als die Hälfte der Befragten (43% der niedergelassenen GynäkologInnen und 91% der PränatalmedizinerInnen) setzen NIPT ein, weitere 26% überlegen, den Test im Laufe eines Jahres anzubieten. Bei mehr als einem Viertel der Befragten ist es schon zu Problemen mit dem Test gekommen, insgesamt werden die Erfahrungen mit NIPT jedoch deutlich positiv bewertet. Bei denjenigen, die NIPT nicht anbieten, stehen haftungsrechtliche Bedenken an erster Stelle. Einige Probleme aus dem Bereich Aufklärung und Beratung treten zutage, darunter deutlich die Kommunikation mit Nicht-Muttersprachlerinnen.

Trotz uneinheitlicher Vorgaben und variierender Aus- und Weiterbildungsvoraussetzungen ist NIPT bereits stark in der Praxis etabliert. Eine Harmonisierung der Standards für anbietende Ärztinnen erscheint dringend geboten.