Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV08_4
DOI: 10.1055/s-0035-1566500

Erfolgreiche Schwangerschaftsverlängerung nach Uterusruptur bei Plazenta increta und Geminigravidität in der 16. SSW

M Kunze 1, F Markfeld-Erol 1, D Balafoutas 1, A Hasenburg 1, H Prömpeler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Freiburg, Freiburg, Germany

Einleitung: Eine Uterusruptur bei Plazenta increta und akutem Abdomen ist ein lebensbedrohliches Ereignis für Mutter und Fetus.

Kasuistik: Eine 37-jährige II Gravida, I Para wurde in der 15 + 2 SSW mit akutem Abdomen in das universitäre Notfallzentrum verlegt. Es bestand eine Geminischwangerschaft (DC/DA) im Z.n. ICSI. 2013 hatte die Patientin in der 37. SSW eine Notsectio eines totgeborenen Mädchens nach vorzeitigem Blasensprung und Insertio velamentosa.

Bei Aufnahme zeigte sich sonographisch viel freie Flüssigkeit im Abdomen (Blut). Bei V.a. Leberruptur OP-Indikation. Geburtshilflich zeigten sich positive Herzaktionen beider Gemini und eine Plazenta praevia des Geminus I von der Vorderwand ausgehend. Die Patientin wünschte eindringlich die Fortführung der Schwangerschaft.

Bei der Längslaparotomie zeigt sich folgender Situs: 3 l Blut im Abdomen, Uterus mit frischer Ruptur von ca. 3 cm mit leichter Blutung, ein blutender Plazentazipfel ragte aus der Rupturstelle sowie eine Nahtdehiszenz der gesamten alten Sectionarbe.

Die Entscheidung zum schwangerschaftserhaltenden Vorgehen wurde getroffen. Der Plazentazipfel wurde reseziert, anschließend erfolgte die Naht der Ruptur und der Dehiszenz.

Im weiteren Verlauf zunächst normales Wachstum beider Gemini, jedoch zeigte sich eine Plazenta praevia von Geminus I mit sehr dünner Schicht zur Harnblase bei V.a. Plazenta increta.

In der 34 + 5 SSW bei mangelndem Wachstum von Geminus II Indikation zur Sectio caesarea. Intraoperativ war die Rupturnarbe intakt. Beide Kinder wurden komplikationslos entwickelt. Bei Plazenta increta wurde im weiteren Operationsverlauf die Hysterektomie durchgeführt. Die Plazenta increta bestätigte sich histologisch.

Schlussfolgerung: Ein schwangerschaftserhaltendes Vorgehen bei Uterusruptur und Plazenta increta ist ein ungewöhnliches Vorgehen und mit erheblichem Risiko für Mutter und Kinder behaftet. Trotzdem kann dieses Vorgehen auch in einer Notsituation zumindest bedacht werden.