Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV07_3
DOI: 10.1055/s-0035-1566494

Management der BEL- Geburten im Perinatalzentrum Nürnberg: Retrospektive Analyse über 26 Jahre

M Krause 1, W Köhler 1, C Brucker 1
  • 1Klinikum Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde/Bereich Geburtshilfe, Nürnberg, Germany

Ziel: Der Entbindungsmodus bei Beckenendlage (BEL) wird in Fachkreisen nach wie vor kontrovers diskutiert. Im Perinatalzentrum Nürnberg wird seit mehr als 25 Jahren die vaginale Geburt aus BEL, unabhängig von den Ergebnissen verschiedener internationaler Studien, favorisiert. Unsere Erfahrungen zeigen, dass nach einer fachärztlichen Risikoselektion und bei einem hohen Ausbildungsstandard des gesamten geburtshilflichen Teams eine sichere vaginale Geburt aus BEL möglich ist.

Methodik: Retrospektive Analyse aller Datensätze von Lebendgeburten aus BEL > 32 SSW von 1988 bis 2014. Es kamen 2669 Datensätze zur Auswertung. Die Häufigkeitsverteilung des Geburtsmodus, des Geburtsgewichts und des fetal outcome werden dargestellt.

Ergebnis: Der langjährige Mittelwert vaginaler BEL-Geburten beträgt 64,5%, 35,5% der vaginal begonnenen Geburten mündeten in einer sekundären Sectio caesarea. Eine elektive Sectio caesarea wurde bei durchschnittlich 16,7% aller Schwangeren durchgeführt. Die höchste vaginale Geburtenrate (69,3%) wurde in der Gewichtsgruppe zwischen 3000 und 3500 g beobachtet. Die Verlegungsrate reifgeborener Einlinge (2000 – 2014: 260/1244) in die Neonatologie betrug 20,9%. Knapp die Hälfte aller Verlegungen wurden wegen Anpassungsstörungen veranlasst, ca. 10% wegen Fehlbildungen und 2,7% wegen Asphyxie.

Schlussfolgerungen: Nach einer fachärztlichen Risikoselektion, unter einem erfahrenen geburtshilflichen Team und bei optimalen strukturellen Bedingungen ist eine vaginale Geburt aus BEL nicht mit einem höheren kindlichen Risiko verbunden. Es besteht die Notwendigkeit, die vaginale BEL-Geburtshilfetechnik weiterhin auszubilden und als Leistungsmerkmal eines Perinatalzentrums vorzuhalten.