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DOI: 10.1055/s-0035-1566486
Missing Link zwischen Dammschutz und aufrechter Gebärhaltung
Etwa 70% der vaginalen Geburten gehen mit einer Verletzung des Genitale einher. Weil die Lebensqualität der Mutter besonders nach Sphincterrupturen eingeschränkt ist, wird in der Geburtshilfe von jeher nach Vermeidungsstrategien gesucht.
Die aufrechte Körperhaltung während der Geburt wird als dem aktiven Dammschutz diametral gegenüberliegende Maßnahme diskutiert. Derzeit werden die unterschiedlichen Geburtsprozesse in der Austreibungsperiode vom vollständig geöffneten Muttermund bei hochstehendem Kopf bis zum Austritt des Kindes zusammengefasst. Das Fehlen von Differenzierungen innerhalb dieser Geburtsphase verhindert die genaue Beschreibung der Bedürfnisse der Frauen und der Interventionen durch die Hebamme.
Die Körperhaltung in dieser Phase der Geburt ist scheinbar voller Missverständnisse. Der Dammschutz und die aufrechte Position müssen sich nicht ausschließen.
Ausgewählte geburtshilfliche Lehrbücher der letzten 200 Jahre und aktuelle Studien wurden nach Beschreibungen von Gebärhaltungen und den Aufgaben der Hebamme während der Geburt durchsucht. Vergleich und Diskussion unterschiedlicher und identischer Empfehlungen in Bezug auf Gebärhaltung und Dammschutz.
Lehrbücher aus der Zeit des beginnenden 19. Jahrhundert teilen die Austreibungsperiode in eine Durchtritts- und Austrittsphase auf. Damit ist es möglich Empfehlungen und Interventionen nuancierter zu reflektieren. Mit der älteren Klassifikation der Geburtsphasen bildet die aufrechte Gebärhaltung nicht länger ein Hindernis für einen Dammschutz. Das erlaubt den Hebammen ein größeres Spektrum an Betreuungsmöglichkeiten für die Frauen und eine präzisere wissenschaftliche Diskussion über den Zusammenhang von Gebärhaltung und Geburtsverletzungen.
Die Frauen können sich so lange aufrecht bewegen, bis der Kopf im „Durchschneiden“ ist und finden dann für die letzten Minuten eine Position, die sie selbst als komfortabel empfinden und die der Hebamme einen Dammschutz unter Sicht ermöglichen.