Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0035-1566479
Diskordante klinische Manfestation einer Zytomegalievirus-Infektion bei dichorialen Gemini
Eine 25-jährige IV G II P stellte sich in der 21 + 5 SSW mit einer dichorialen Geminigravidität vor. Es zeigte sich eine unauffällige Entwicklung des 1. Feten. Bei Fetus 2 fand sich ein Hydrops, Oligohydramnie, hyperechogener Darm und eine hochpathologische Neurosonoanatomie. Mittels Amniozentese und Serologie konnte eine Zytomegalievirus-Infektion beider Feten nachgewiesen werden.
Die Viruslast im Fruchtwasser lag initial bei dem unauffälligen Fetus 1 bei 200.000 Kopien/ml, bei dem manifest erkrankten Feten 2 hingegen bei 89.500 Kopien/ml. Im maternalen Serum waren CMV IgG niederavide Antikörper mit niedrigem IgM-Index und schwacher gB2-Reaktivität. Fet 1 wurde dreimalig mit CMV-Hyperimmunglobulin intravenös und intraamnial therapiert. Die Viruslast im Nabelschnurblut änderte sich unter Therapie nicht signifikant, obwohl inzwischen hochavide Antikörper präsent und fetales IgM nicht nachweisbar waren. Bei Entbindung in der 35 + 6 SSW fand sich analog zu den Fruchtwasserproben bei Kind 1 eine deutlich höhere Virusmenge im Nabelschnurblut als bei Kind 2. Beim ersten Zwilling bestätigte sich eine asymptomatische CMV-Infektion. Der zweite Zwilling wies zahlreiche perinatale Probleme auf und ist im Alter von 18 Monaten deutlich psychomotorisch entwicklungsverzögert.
Sowohl die diskordante Virustransmission wie auch klinische Manifestation wurden bei Zwillingsschwangerschaften bisher nur in Einzelfällen beschrieben. Die relevanten Einflussfaktoren sind ungeklärt. Bemerkenswert ist im vorliegenden Fall, dass weder die Höhe der Viruslast im Fruchtwasser noch im Nabelschnurblut mit der klinischen Ausprägung der Infektion korreliert. Für die klinische Relevanz werden voraussichtlich die individuelle Empfänglichkeit seitens des Kindes, die Virulenz des Erregers und die Neutralisationsfähigkeit der im Fruchtwasser und Nabelschnurblut präsenten Antikörper entscheidender sein. Eine fetale Therapie mit Hyperimmunglobulin ist eine zu diskutierende Option.