Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV01_6
DOI: 10.1055/s-0035-1566462

Nationale Leitlinien zur Schwangerenvorsorge in den 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union

A Bernloehr 1, K Beeckman 2, H Gottfredsdóttir 3, L Frith 4
  • 1Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany
  • 2Vrije Universiteit Brussel, UZ Brussels, Brüssel, Belgium
  • 3University of Iceland, Reykjavik, Iceland
  • 4University of Liverpool, Liverpool, United Kingdom

Ziel: Informationen über Leitlinien in den europäischen Nachbarländern sind schwer zu erhalten. Ziel ist, den Inhalt der aktuellen nationalen Leitlinien zur Schwangerenvorsorge in der Europäischen Union (EU) darzustellen.

Methodik: Auf QuestionPro® wurde 2014 ein Fragebogen platziert, mit dem der Inhalt von Leitlinien erfasst werden kann. Einladungen wurden mit der Bitte um Weiterleitung an die European Midwives Association, das European Board & College of Obstetrics and Gynaecology und die Mitglieder des wissenschaftlichen Komitees von Euro Peristat verschickt. Mit deskriptiven Analysen wurde ermittelt, in welchen Staaten eine nationale Leitlinie vorhanden, und was deren Inhalt ist.

Ergebnis: Alle 28 Mitgliedsstaaten beteiligten sich. Zwanzig haben eine nationale Leitlinie. Österreich, Zypern, Griechenland, Irland, Malta, die Slowakei, Slowenien und Schweden arbeiten ohne. Fast alle Leitlinien wurden seit 2010 aktualisiert. Empfohlen werden durchschnittlich 24 verschiedene Tests, mit einer Spanne von 14 bis 32. Nur sechs Tests werden von allen Leitlinien empfohlen: Bestimmung von Blutgruppe und Rh-Faktor, Blutdruckmessung, Bestimmen der Kindslage, abdominaler Ultraschall, Hb-Messung, sowie ein HIV-Test. Sieben weitere Tests werden von 17 oder mehr Leitlinien empfohlen. Obwohl 17 Leitlinien Screening auf Hepatitis B vorsehen, zeigen sich deutliche Unterschiede beim Untersuchungszeitpunkt. Noch heterogener ist das Screening auf Gestationsdiabetes, das von 16 Leitlinien empfohlen wird. In osteuropäischen Ländern werden mehr Tests empfohlen, als in den übrigen EU-Staaten. Ebenso in Ländern, die der EU nach dem Jahr 2000 beigetreten sind, oder die eine unter dem EU-Durchschnitt liegende Finanzkraft haben.

Schlussfolgerung: Trotz multipler Kooperationen auf europäischer Ebene zeigen sich deutliche nationale Unterschiede in der Schwangerenvorsorge. Dies wird anhand der Anzahl an empfohlenen Tests deutlich, aber auch angesichts verschiedener Screening-Strategien.