Zeitschrift für Phytotherapie 2015; 36 - P10
DOI: 10.1055/s-0035-1565971

Menthacarin hemmt dosisabhängig die Schmerzempfindlichkeit in einem Corticosteron-induzierten viszeralen Hyperalgesiemodell

E Koch 1, S Brauch 1
  • 1Präklinische Forschung, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland

Das Reizdarmsyndrom (Irritable Bowl Syndrome [IBS]) ist eine der häufigsten funktionellen Darmerkrankungen, die gekennzeichnet ist durch chronische abdominale Schmerzen und Verdauungsstörungen, die v.a. als Verstopfung oder Durchfall in Erscheinung treten. Obwohl die Ätiologie noch weitgehend ungeklärt ist, wird Stress als ein wesentlicher pathogenetischer Faktor diskutiert, da der Stresslevel häufig mit der Symptomintensität korreliert. Auslösend ist vermutlich eine Dysregulation der neuroendokrinen Stressachse, die mit erhöhten Cortisolspiegeln einhergeht. Im Vergleich zu Gesunden kennzeichnet IBS-Patienten eine veränderte viszerale Sensitivität, die sich in einer verringerten Schmerzschwelle äußert [1]. Auf der Basis dieser Befunde haben wir ein neues Tiermodell entwickelt, bei dem Ratten nach einer zweiwöchigen Verabreichung von Corticosteron über das Trinkwasser eine viszerale Hyperalgesie entwickeln, die mithilfe einer rektalen Barostatmessung erfasst werden kann. Die prädiktive Validität der Versuchsanstellung wurde durch die Untersuchung von Referenzsubstanzen (Milnacipram, Cisaprid und Linaclotid) verifiziert.

Wir haben jetzt geprüft, ob Menthacarin* – eine proprietäre Wirkstoffkombination aus Pfefferminz- und Kümmelöl spezifizierter Qualität zur Behandlung von Verdauungsstörungen – auch die viszerale Schmerzempfindlichkeit beeinflusst. Durch orale Gabe von Menthacarin in einem humanäquivalenten Dosisbereich (15, 30 und 60 mg/kg) wurde die viszerale Hyperalgesie dosisabhängig zwischen 23 und 100% unterdrückt. Die Wirkstärke von Menthacarin war vergleichbar mit der von Cisaprid, das die Hyperalgesie bei einer Dosis von 10 mg/kg um 60% verringerte.

Die vorliegenden Ergebnisse demonstrieren, dass Menthacarin durch seinen regulierenden Einfluss auf die viszerale Sensitivität und im Zusammenspiel mit seinen spasmolytischen, entblähenden und verdauungsfördernden Eigenschaften der charakteristischen Symptomatik beim IBS gezielt entgegenwirken kann.

[1] Myers B et al. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol 2012; 302: G260-G266

* Menthacarin® ist der Wirkstoff des Produktes Carmenthin® bei Verdauungsstörungen (Dr. Willmar Schwabe, Karlsruhe)