Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2015; 04(05): 423
DOI: 10.1055/s-0035-1565005
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DKOU: Keine Operation bei kindlicher Hüftfehlstellung

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Publication Date:
29 September 2015 (online)

„Bei der Fehlbildung der Hüfte handelt es sich um eine der häufigsten orthopädischen Erkrankungen im Säuglingsalter. Mittels Ultraschall erkennen Ärzte die sogenannte Hüftdysplasie unmittelbar nach der Geburt und können sie frühzeitig ambulant behandeln. Eine Arthrose schon im mittleren Erwachsenenalter und spätere Operationen werden so verhindert. Seit 1996 ist das Diagnoseverfahren fester Bestandteil der U3-Untersuchung. Dennoch wird die Hüftsonografie immer noch 50 bis 70 Tausend Säuglingen pro Jahr vorenthalten, kritisieren Experten im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU). „Studien zeigen, dass die Säuglings-Sonografie nicht nur ökonomisch überlegen ist – sie halbiert auch das Risiko für eine Operation“, so Prof. Dr. Rüdiger Krauspe, Kongresspräsident des DKOU. „Manche Eltern nehmen die Vorsorgeuntersuchungen nicht wahr, aber auch einige Kinderärzte halten das Hüft-Screening für überflüssig“, so Krauspe. So wurde in den Jahren 2006 bis 2009 nur bei 83 bis 85 Prozent der Säuglinge die empfohlene Hüftsonografie bei der U3-Untersuchung angewendet. Hinzu kommt, dass jeder vierte Hüft-Ultraschall nicht sachgemäß durchgeführt wurde. Ein qualitätssicherndes Programm, das auf der Pressekonferenz am 21. Oktober vorgestellt wird, soll hier Abhilfe schaffen. Denn professionell durchgeführt, lässt sich die Zahl der Operationen bewiesenermaßen deutlich senken. „Insgesamt können wir 10 bis 15 Prozent aller Hüft-Prothesen-OPs bei Patienten unter 50 Jahren auf eine Hüftdysplasie zurückführen“, so Krauspe. Unbehandelt könne es zudem zu Komplikationen kommen, beispielsweise einer Fehlstellung, bei der der Gelenkkopf aus der Hüftpfanne herausspringt. Die Kinder können die Beine dann nicht mehr richtig vom Körper abspreizen. Ein Hohlkreuz oder Watschelgang können bei Kindern Anzeichen sein. „Entdecken Eltern diese Symptome, sollten sie einen Orthopäden aufsuchen“, so Krauspe. Ansonsten droht auch noch eine Wirbelsäulenverkrümmung.