Gesundheitswesen 2017; 79(02): e18-e25
DOI: 10.1055/s-0035-1564247
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welche Faktoren beeinflussen die privaten Zuzahlungen zu Gesundheitsleistungen im Alter? Ergebnisse einer Längsschnittstudie

Which Factors Affect Out-of-pocket Payments for Health Care Services Among Elderly Germans? Results of a Longitudinal Study

Authors

  • A. Hajek*

    1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • J.-O. Bock*

    1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • H. Brenner

    2   Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
    3   Netzwerk Alternsforschung, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • K.-U. Saum

    2   Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
  • H. Matschinger

    1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
    4   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig
  • W. E. Haefeli

    5   Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • R. Quinzler

    5   Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • D. Heider#

    1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • H.-H. König

    1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
09 November 2015 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Private Zuzahlungen zu Gesundheitsleistungen machen in Deutschland einen beträchtlichen Anteil an den Gesamtgesundheitsausgaben aus. Insbesondere für die ältere Bevölkerung sind dabei krankheitsbedingte, soziodemografische und lebensstilbezogene Einflussfaktoren dieser Zuzahlungen bislang kaum untersucht. Ziel ist es daher, diese Einflussgrößen der Zuzahlungen im höheren Alter in Deutschland im Längsschnitt zu analysieren.

Methodik: Es wurden Daten von 2 Follow-Up-Wellen im Abstand von 3 Jahren einer großen Kohortenstudie aus dem Saarland (ESTHER-Studie) verwendet, in der die Teilnehmer beim ersten Follow-Up zwischen 57 und 84 Jahre alt waren. In der ESTHER-Studie wurden umfassende gesundheitsökonomische Daten, darunter die individuellen Zuzahlungen für die letzten 3 Monate, erfasst. Prädiktoren der Zuzahlungen wurden im Längsschnitt mithilfe von Fixed-Effects-Regressionen (FE) untersucht.

Ergebnisse: Die gesamten individuellen Zuzahlungen für drei Monate stiegen von durchschnittlich 119 auf 136 € pro Person. Die FE-Modelle ergaben, dass eine höhere Morbidität nicht zu einer Erhöhung der Zuzahlungen führte. Daneben waren auch Veränderungen in soziodemografischen Merkmalen und Lebensstilfaktoren nicht mit signifikant veränderten Zuzahlungen verbunden. Lediglich die Befreiung von der gesetzlichen Zuzahlungspflicht beeinflusste die Zuzahlungen signifikant.

Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu bisherigen Querschnittsanalysen für Deutschland hängen in dieser Längsschnittstudie Zuzahlungen nicht mit Änderungen der Morbidität oder dem Einkommen zusammen. Dies unterstreicht den komplexen Gegenstand der Zuzahlungen und die Notwendigkeit von Längsschnittanalysen, die mit gewissen Einschränkungen kausale Zusammenhänge aufdecken können.

Abstract

Background: In Germany, out-of-pocket payments (OOPP) account for a large proportion of total health expenditure. However, there are only few investigations on how morbidity-related, sociodemographic and lifestyle factors affect OOPP particularly in the older population. The aim of this study was to identify factors affecting OOPP for health care services among elderly Germans in a longitudinal setting.

Methods: This longitudinal study used data from 2 follow-up waves (3-year interval) from a population-based prospective cohort study (ESTHER study) collected in Saarland, Germany. At the first follow-up wave, subjects were between 57 and 84 years old. Participants provided comprehensive data including individual OOPP for the preceding 3 months. Fixed effects (FE) regressions were used to determine factors affecting OOPP.

Results: Mean individual OOPP (3-month period) rose from € 119 (first wave) to € 136 (second wave). Longitudinal regressions showed that higher morbidity did not affect OOPP. Moreover, changes in sociodemographic as well as lifestyle factors were not related to changes in OOPP. Solely, exemption of OOPP reduced the dependent variable significantly.

Conclusion: In contrast to cross-sectional findings for Germany, OOPP are not related to morbidity and income in this study. This underlines the complex nature of OOPP in old age and the need for longitudinal studies to gain some insight into the underlying causal factors.

* Diese Autoren haben zu gleichen Teilen zu der Arbeit beigetragen


# Diese Autoren haben zu gleichen Teilen zu der Arbeit beigetragen