Gesundheitswesen 2015; 77 - A391
DOI: 10.1055/s-0035-1563347

Zur Akzeptanz des präventiven Hausbesuchs – Ergebnisse der LUCAS-Langzeituntersuchung des Älterwerdens (BMBF Fkz 01ET0708 – 13, 01ET1002A-D, 01EL1407)

F Pröfener 1, U Dapp 2, C Minder 3, J Anders 4, S Golgert 2, W von Renteln-Kruse 5
  • 1Hamburgische Pflegegesellschaft, Hamburg
  • 2Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg
  • 3Horten Zentrum, Universität Zürich, Zürich
  • 4Bethesda Krankenhaus Bergedorf, Hamburg
  • 5Albertinen-Haus Hamburg, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg

Hintergrund: Das Angebot des Präventiven Hausbesuches für ältere Personen zielt auf die Verbesserung des funktionellen Status, damit auch des Selbstgefühls sowie auf Vermeidung von Pflegeheim- und Krankenhausaufenthalten. Konzept und Effektivität des Angebotes werden kontrovers diskutiert. Fragwürdig ist insbesondere die Zielgruppe des Angebotes. Erfahrungen aus Interventionsstudien sprechen für das Angebot des Hausbesuches für Personen mit Beeinträchtigung der Mobilität (Frailty-Syndrom). In diesem Beitrag werden für diese Zielgruppe die Akzeptanz des Hausbesuchs sowie deren gesundheitliche und soziale Umstände beschrieben. Methodik: Innerhalb der LUCAS-Langzeituntersuchung wurde eine randomisiert-kontrollierte Studie mit 553 selbstständig lebenden Menschen mit funktionellem Abbau, klassifiziert nach Maßgabe des LUCAS-Funktionsindex, durchgeführt. In LUCAS-Erhebungswelle-2 (2007/08) wurden 174 aller als Frail klassierten Personen einer Intention-to-Treat-, 379 einer Kontrollgruppe zugewiesen. Der ITT-Gruppe wurde ein präventives Hausbesuch-Assessment angeboten. Soziodemographische und gesundheitliche Charakteristika aller drei Gruppen – (a) Hausbesuchsteilnehmer/innen, (b) Nichtteilnehmer/innen, (c) Kontrollen – wurden in LUCAS-Erhebungswelle-2 und 4 Jahre später in LUCAS-Erhebungswelle-4 (2011/12) verglichen. Ergebnisse: Die Randomisierung ergab vergleichbare Gruppen mit typischen Merkmalen für den Funktionsstatus Frail. 64 Personen der ITT-Gruppe wählten den Hausbesuch, 110 lehnten ihn ab. Bei gleichem Lebensalter zu LUCAS-Erhebunswelle-2 waren die Hausbesuchsteilnehmer/innen gegenüber den Nichtteilnehmer/innen und Kontrollen charakterisiert durch einen größeren Anteil der Frauen, einen höheren Bildungsgrad, geringeren Pflegebedarf sowie geringere psychische Belastung. Charakteristisch waren jedoch auch eine ungünstigere Ausprägung der Merkmale „subjektive Gesundheit“, „Schmerzen“ sowie „Sturzangst“. Im 4-Jahres-Verlauf (PROLONGHEALTH) zeigte sich dieses Profil bestätigt, mit Ausnahme von ungünstig veränderter Stimmungslage (depressive Verstimmung) bzw. Nivellierung des Geschlechts (verringerter Frauenanteil). Diskussion: Erwartungen an die Nutzung des Präventiven Hausbesuches sind zu dämpfen – nur ein Drittel der Gebrechlichen, eher gut gebildete Frauen mit weniger beeinträchtigter Stimmungslage und verbliebenen Selbsthilfefähigkeiten wählten ihn. Die Analysen zeigen aber auch den treffend selbsteingeschätzten gesundheitlich ‚günstigen Moment‘ (Leidensdruck und Besorgnis nach Einsatz der Frailty) für die Akzeptanz des Hausbesuchs. Dies wäre bei seiner Anbahnung etwa in der Hausarztpraxis zu beachten.

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