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DOI: 10.1055/s-0035-1563312
Wenn Migranten professionelle Pflege brauchen – Herausforderungen einer kultursensiblen Versorgung aus Sicht der Pflegeleistungserbringer
Hintergrund: Sowohl stationäre Pflegeeinrichtungen als auch ambulante Pflegedienste stehen kurz- bis mittelfristig einer steigenden Nachfrage nach bzw. Inanspruchnahme von professionellen Pflegedienstleistungen durch Personen mit Migrationshintergrund gegenüber. Gleichzeitig bringt die pflegerische Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund kulturell bedingte Herausforderungen mit sich, die im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung erheblich differieren können (Brzoska, Razum 2009). Bislang liegen in Deutschland kaum empirische Ergebnisse über die Erfahrungen professionell Pflegender zu den Herausforderungen einer kultursensiblen Versorgung pflegebedürftiger Migranten in der ambulanten Pflege vor. Das Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, zu untersuchen, wie Pflegekräfte die Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund in der ambulanten Pflege erleben. Methodik: Zur Beantwortung der Fragestellung wurde ein triangulativer Ansatz mit einer Kombination der Methoden des problemzentrierten Interviews (Witzel/Reiter 2012) mit episodischen Erzählaufforderungen (Flick 2011) und der Durchführung von Fokusgruppen gewählt. An der Studie nahmen 40 Pflegekräfte von 21 ambulanten Pflegediensten aus dem Saarland teil. Die Datenerhebung erfolgte von Juli-Oktober 2014, die Fokusgruppen wurden Februar 2015 durchgeführt. Die Datenanalyse erfolgte nach der strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2010). Ergebnisse: Pflegekräfte beschreiben ungewohnte Anforderungen und Herausforderungen, die teilweise im Konflikt mit eigenen Handlungsorientierungen stehen und auf die sie sich in ihrem Alltag einstellen müssen. Diese implizieren kulturelle und religiöse Einflussfaktoren und beziehen sich auf nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens. Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten finden besondere Erwähnung, da der gesamte Pflegeprozess von Assessment bis zur Evaluation einschließlich Anleitung, Beratung und Information auf sprachliche Verständigung angewiesen ist. Diskussion: Die Durchführung kultursensibler Pflege setzt das Vorhandensein kultureller Kompetenz voraus. Die Aussagen der Pflegekräfte verweisen darauf, dass zur persönlichen Weiterentwicklung nicht nur praktische Erfahrungen im Berufsalltag, sondern auch der Erwerb von Fachwissen erforderlich ist. Beides kann sich positiv auf den persönlichen Umgang und die Durchführung kultursensibler Pflege auswirken. Die zusätzliche Implementation struktureller Unterstützungsangebote stellt eine weitere Notwendigkeit auf dem Weg der Ermöglichung einer bedürfnisorientierten Pflege von Migranten dar.
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