Gesundheitswesen 2015; 77 - A321
DOI: 10.1055/s-0035-1563277

Problemlöser im Alltag: Klemme, Schere, 10er Spritze und Pflaster oder „Wir basteln uns ein Medizinprodukt“

A Kaltwasser 1
  • 1Klinikum am Steinenberg, Reutlingen

Das Phänomen, dass einem Dinge auffallen, wenn man irgendwo neu hinkommt, ist allseits bekannt. Ebenso ist es durchaus normal, dass einem Dinge normal vorkommen, wenn man sie jeden Tag sieht bzw. hört. Die Problematik kann im Bereich des Krankenhauses klein anfangen: Ein bekanntes Beispiel ist im Rahmen der Kommunikation die Problematik der Abkürzungen. Ein „HWI“ als Abkürzung auf einer Krankenhauseinweisung kann ein Harnwegsinfekt sein oder auch ein lebensbedrohlicher Hinterwandinfarkt. Kommt eventuell auf die Disziplin des einweisenden Arztes an ... oder auch nicht! Nichtsdestotrotz sind sozial–geteilte Erfahrung bzw. Sprache wichtig und sinnvoll in der Kommunikation und der Teambildung. So wird in Deutschland auch gerne vom Perfusor (Spritzenpumpe) und der Braunüle (periphere Venenverweilkanüle) gesprochen, obwohl niemand einen Sponsorenvertrag mit Braun, Melsungen hat. Der Intensivbereich bzw. die Anästhesie ist ein von Technik geprägtes Einsatzfeld der Medizin. Im Hochrisikobereich der Intensivmedizin ist es natürlich fatal, wenn Verstöße gegen das Medizinproduktegesetz oder die einschlägigen Hygienerichtlinien als „normal“ wahrgenommen werden. Hierbei ist zu beachten, dass die Bundesrepublik Deutschland kein Entwicklungsland ist, sondern zu den führenden Industrienationen gehört. Im Sinne der sicheren Patientenversorgung wird auch im Setting der Intensivstationen mit Checklisten, Standard Operating Procedure (SOP's) oder (Hygiene-) Richtlinien gearbeitet. Ebenso wird nach dem Schweizer Käse Modell und Critical Incident Reporting System (CIRS) versucht das Risiko für den Patienten gering zu halten und Fehler bzw. Beinahefehler frühzeitig zu erkennen bzw. zu verhindern. Durch den „blinden“ Fleck der Routine, vermeintliche „Not“ und/oder der Bastelleidenschaft der Berufsgruppen entstehen trotzdem immer wieder Situationen, die im Kontext der Patientensicherheit kritisch zu bewerten sind. Der Vortrag soll mit beispielhaften Bildern versuchen das Problembewusstsein zu schärfen um die Patientensicherheit im Kontext der Intensivmedizin und Intensivpflege zu gewährleisten.