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DOI: 10.1055/s-0035-1563253
Faktoren der wahrgenommenen sozialen und physischen Umwelt als Determinanten des Bewegungsverhaltens bei Jugendlichen
Hintergrund: Die Bedeutung sozial-ökologischer Faktoren für die Erklärung des Bewegungsverhaltens ist anerkannt. Für das Jugendalter kommen Studien zu Determinanten der sozialen sowie physischen Umwelt zu inkonsistenten Ergebnissen und national fehlen repräsentative Studien. Deshalb ist es Ziel dieser Studie, den Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen sozialen und physischen Umwelt und dem Bewegungsverhalten zu untersuchen. Methodik: Die Daten stammen aus dem nationalen Arm der internationalen Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)-Studie 2013/14. Die Analysen beziehen 5.961 11- bis 15-jährige Mädchen (49,1%) und Jungen ein. Die abhängige Variable ist das Erreichen der WHO-Bewegungsempfehlung (= täglich mindestens 60 Minuten moderat- bis hochintensiver Bewegungszeit). Sieben Items der wahrgenommenen Umwelt (Sicherheit im Wohnumfeld [1 Item], soziale Umwelt [2], physische Umwelt [2], elterliche Regeln [2]) dienen als unabhängige Variablen. Die Items wurden im Rahmen der European Youth Heart Study validiert. Es wurden logistische geschlechtsspezifische Regressionsmodelle für jede unabhängige Variable eingesetzt, die für das Alter und den familiären Wohlstand kontrolliert wurden. Ergebnisse: 18,9% der Jungen und 11,9% der Mädchen erreichen die WHO-Bewegungsempfehlung. Die sozialen Umwelt in Bezug auf die Möglichkeit mit anderen Jugendlichen im Haus oder im Wohnumfeld zu spielen sind mit dem Erreichen der Bewegungsempfehlung statistisch signifikant assoziiert (Jungen: OR = 1,45 [95%-CI: 1,19 – 1,76]; Mädchen: OR = 1,42 [1,12 – 182]). Bei der physischen Umwelt hängt das Vorhandensein von Spielplätzen/Parks signifikant mit dem Bewegungsverhalten nur bei Jungen zusammen (Jungen: OR = 1,24 [1,01 – 1,53]; Mädchen: OR = 1,11 [0,85 – 1,43]). Die wahrgenommene Sicherheit im Wohnumfeld oder familiäre Regeln, um sich draußen bewegen zu dürfen, sind nicht mit der Bewegungsempfehlung assoziiert. Diskussion: Sowohl Aspekte der sozialen wie der baulich-technischen Umwelt sind mit dem Erreichen der WHO-Bewegungsempfehlung im Jugendalter verbunden. Die physische Umwelt scheint eine größere Rolle für Jungen zu spielen. Die Ergebnisse sprechen für sozial-ökologische Ansätze in der Bewegungsförderung. Deshalb sollten Interventionen über eine Veränderung individueller Determinanten des Bewegungsverhaltens (z.B. Einstellung) hinaus auch die Gestaltung von Nachbarschaften und deren Wahrnehmung ansprechen.