Gesundheitswesen 2015; 77 - A265
DOI: 10.1055/s-0035-1563221

Krankenhausletalität bei Herzinfarkt in Krankenhäusern mit und ohne Linksherzkatheterlabor – eine Mehrebenen-Analyse in Sachsen-Anhalt

LR Kenmogne Wandji 1, E Swart 1, BP Robra 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, OvGU Magdeburg, Magdeburg

Hintergrund: Sachsen-Anhalt gehört zu den Bundesländern mit besonders hoher Herzinfarktsterblichkeit. Mit Unterstützung der AOK Sachsen-Anhalt berichten wir über die Versorgung von Herzinfarktpatienten in Krankenhäusern mit und ohne Linksherzkatheterlabor (LHKL) in der Region. Methodik: In pseudonymisierten Abrechnungsdaten der AOK Sachsen-Anhalt berücksichtigten wir alle 6850 Fälle mit Entlassungsdiagnose Herzinfarkt (I21), die 2011 und 2012 in regionalen Krankenhäusern versorgt worden waren. Ergebnisse: 4848 Fälle (70,8%) waren in 15 Krankenhäusern mit, 2002 (19,2%) in 15 Krankenhäusern ohne LHKL aufgenommen worden. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 9,3 (SD 8,5) Tage in Häusern mit und 7,7 Tage (SD 9,0) ohne LHKL. 3832 (55,9%) Fälle waren männlich, davon wurden 74,8% in Häusern mit LHKL versorgt. Bei Frauen betrug dieser Anteil 65,7% (p < 0,001). Das Durchschnittsalter der Fälle in Krankenhäusern mit LHKL war geringer als das in Krankenhäusern ohne (72,44 gegen 75,86 Jahre). 876 Fälle (12,8%) endeten mit dem Tod des Patienten – 12,6% in Krankenhäusern mit und 13,1% ohne LHKL. In einer Mehrebenen-Analyse unter Berücksichtigung von 4 Altersgruppen, Geschlecht und 5 dokumentierten Nebendiagnosen (Diabetes, Niereninsuffizienz, Hypertonie, Atherosklerose, chron.-isch. Herzkrankheit) sowie dem Krankenhaus als Cluster-Variable war die Altersgruppe ein signifikanter Letalitäts-Prädiktor. Die relative Chance für das Versterben in einem Krankenhaus mit vs. ohne LHKL betrug adjustiert 1,56 (1,08 bis 2,14, p = 0,0165), die relative Chance für das Versterben von Frauen gegenüber Männern 1,02 (n.s.). Schlussfolgerung: Die Mehrheit der Herzinfarkt-Patienten, die ein Krankenhaus erreichen, wird in einem Krankenhaus mit LHKL behandelt. Eine vitale Benachteiligung der übrigen Patienten ließ sich auch nach multivariater Adjustierung nicht feststellen, vielmehr zeigte sich eine erhöhte Letalität in Krankenhäusern mit LHKL. Frauen mit Herzinfarkt sind adjustiert nicht stärker vital gefährdet als Männer. Mögliche Unterschiede diagnostischer Kriterien der Krankenhäuser (Troponin, ST-Hebung) und ihrer Dokumentationsdisziplin für Komorbidität konnten wir nicht berücksichtigten. Vertieften Aufschluss über die Versorgung erwarten wir vom Regionalen Herzinfarktregister RHESA, das Mitte 2013 seine Arbeit aufgenommen hat.