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DOI: 10.1055/s-0035-1563210
Wie wirken sich jugendtypische Bewältigungsprobleme der Entwicklungsaufgaben auf die Gesundheit aus?
Die Lebensphase Jugend ist durch eine niedrige Prävalenz schwerer Krankheiten gekennzeichnet, gleichzeitig ist ein deutlicher Anstieg körperlicher Beschwerden und psychischer Symptome zu beobachten. In der Jugendgesundheitsforschung wird davon ausgegangen, dass nicht zuletzt Erfolge und Misserfolge bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben relevante Einflussgrößen sind. Aufgrund unzureichender Rückkoppelung an empirische Befunde hatte diese Zusammenhangsannahme bisher jedoch primär hinweisenden Charakter. Im Vortrag werden Ergebnisse einer Generalisierung vorliegender Einzelbefunde vorgestellt, die den angenommenen Zusammenhang zwischen Entwicklungsaufgaben und Gesundheit unterfüttern. In Form einer systematischen Synopse wurden die vorliegenden Erkenntnisse der Jugendforschung und der Jugendgesundheitsforschung dahingehend durchgegangen, ob sie einen Beitrag zum Verständnis leisten können, wie die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter sich auf die Gesundheit auswirkt. Das Vorgehen lehnt sich an die Strategie der empirischen Unterfütterung von Modellen durch die abstrahierende Zusammenführung vorliegender empirischer Studien zu einer kohärenten Gesamtheit nach Cooper an. Die Ergebnisse zeigen, dass Erfolge und Misserfolge bei der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben des Jugendalters, „Aufbau sozialer Bindungen“, „Qualifizieren“, „Regenerieren“ und „Partizipieren“ und einer quer liegenden Dimension „Akzeptieren körperlicher Veränderungen“, relevante Einflussgrößen für den Gesundheitszustand sind. Vor allem der Anteil der Jugendlichen, bei denen Probleme bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben mit körperlichen und psychischen Beschwerden einhergehen, ist erheblich. Demgegenüber stellt sich der Zusammenhang mit dem sozialen Wohlbefinden komplexer dar. So gehen Bewältigungsprobleme bei den Entwicklungsaufgaben „Qualifizieren“ und „Regenerieren“ mitunter mit der Anerkennung durch die Peergroup einher und wirken sich deswegen positiv auf das soziale gesundheitliche Wohlbefinden aus. Der vorliegende Beitrag legt die Schlussfolgerung nahe, dass Bewältigungsprobleme bei den Entwicklungsaufgaben ein um ein Vielfaches größeres gesundheitliches Risiko darstellen als das häufig im Fokus der Jugendgesundheitsforschung stehende Gesundheitsverhalten. Deutlich wird auch, dass ein Verständnis der Komplexität des Zusammenspiels von Entwicklungsaufgaben und Gesundheit noch in den Anfängen steckt.