Gesundheitswesen 2015; 77 - A227
DOI: 10.1055/s-0035-1563183

TIPAS – Teamorientierte Interprofessionelle Ausbildung und Studium in Medizin – Pflege – Physiotherapie

L Zirn 1, L Luzay 1, F Sandeck 2, C Müller-Fröhlich 3, W Silbernagel 1, U Stoessel 4, M Körner 1
  • 1Medizinische Fakultät Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg
  • 2Gesundheitsschulen Südwest GmbH, Emmendingen
  • 3Medizinische Fakultät Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Bachelor-Studiengang Pflegewissenschaft, Freiburg
  • 4ffas Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin GbR, Freiburg

Hintergrund: Die Auseinandersetzung mit berufsspezifischen Rollenprofilen und Verantwortlichkeiten ist eine Grundlage für effektive interprofessionelle Zusammenarbeit. Im Rahmen des ‚Longitudinalen Strangs Interprofessionalität‘ (LongStI) der Universität Freiburg wurde ein interprofessioneller Seminartag für Studierende/Auszubildende der Humanmedizin, Pflegewissenschaft und Physiotherapie konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Schwerpunkt dieser Lehrveranstaltung ist das Interprofessionalitätskonzept, berufsspezifische Rollenprofile und die Sensibilisierung für stereotypische Rollenzuschreibung bereits zu Beginn der Ausbildung um die Frage zu beantworten welchen Effekt die Implementierung eines interprofessionellen Moduls auf das Wissen und die Einstellung bezüglich interprofessioneller Zusammenarbeit hat. Methode: Im November 2014 wurde der interprofessionelle Seminartag von Lehrenden der beteiligten Fachbereiche durchgeführt. Die Teilnehmenden waren jeweils sechs Studierende der Humanmedizin und Pflegewissenschaft und drei Auszubildende der Physiotherapie (n = 15). Die Evaluation erfolgte unter Berücksichtigung der ersten zwei Ebenen des Evaluationsmodells für Interventionen von Kirkpatrick (1994). Ebene 1 Reaktionen wurde durch Abschlussdiskussionen mit monoprofessionellen Gruppen abgebildet. Bezüglich der Ebene 2 Einstellung Wahrnehmung und Wissen Fertigkeit wurde ein Prä-Post-Fragebogen erstellt. Ergebnisse: Im Kurs wurde durch kritische Auseinandersetzung ein Bewusstsein für die Problematik interprofessioneller Zusammenarbeit im Klinikalltag geschaffen sowie relevantes Wissen signifikant gefördert und ein besseres Verständnis unterschiedlicher Berufsrollen erreicht (Ebene 2). Bezüglich Stereotypisierung wurde sensibilisiert und Mut gemacht eine offene Kommunikation im Klinikalltag zu suchen (Ebene 1). Positiv bewertet wurde weiterhin die Rolle der eigenen Berufsgruppe sowohl aus der eigenen Perspektive als auch aus einer fremden Perspektive zu betrachten. Die Relevanz interprofessioneller Lehrangebote (Skala 0 = gar nicht bis 10 = sehr wichtig) wurde von den Teilnehmern nach der Veranstaltung sehr hoch eingestuft 9,27 (SD = 0,88). Diskussion: Das gemeinsame Lernen der Teilnehmer aus den unterschiedlichen Professionen kann trotz Auftreten bekannter Vorurteile als gelungen bezeichnet werden. Da sich die Teilnehmer im ersten Jahr befanden und noch keine Erfahrung aus der klinischen Praxis hatten, gab es keine valide Möglichkeit kollaborative Fähigkeiten (Ebene 3 individuelles Verhalten) zu erheben.

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